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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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fällt nicht ab – auch nicht die Furchtsamkeit, die im Herzen wohnt und mich<br />

in schreckliches Unglück bringt. Sogar derjenige, der offenbar gesegnet ist<br />

und sich des Wohlstands erfreut, wird zu einem Häufchen Elend reduziert;<br />

denn Wohlstand ist oft nichts anderes als ein Köder, der den Unachtsamen in<br />

die Grube des Kummers stürzen lässt.<br />

Da mein Herz dermaßen von sündhaften Neigungen und Ruhelosigkeit befleckt<br />

ist, nehmen die Weisen, die in mir nichts als das Interesse an Sinnesgenuss<br />

erblicken, keine Notiz von mir. Und immer noch setzt mein Gemüt seinen<br />

zerstörerischen Kurs fort, da der Tod es noch nicht überwältigt hat. Die<br />

Finsternis meiner Unwissenheit, in der der Ich-Sinn gedeiht, wurde noch<br />

nicht vom Mondlicht des Studiums der Schriften und der Gemeinschaft mit<br />

erleuchteten Wesen vertrieben. Der Elefant der Unwissenheit in mir ist noch<br />

nicht dem Löwen der Erkenntnis begegnet. Das Stroh meines Karma ist noch<br />

nicht vom Feuer seiner Vernichtung erfasst worden. Die Sonne der Selbstergründung,<br />

die die Dunkelheit der mentalen Konditionierung vertreibt, ist<br />

noch nicht in mir aufgegangen.<br />

Oh Weiser, was ich intellektuell als nicht existierend erkannt habe, erscheint<br />

vor meinen Augen immer noch als reale Wesenheit oder Substanz.<br />

Meine Sinne vertilgen mich. Sogar die Kenntnis der Schriften scheint noch<br />

einen weiteren Schleier in mir auszubreiten, anstatt mir zu helfen, die bestehenden<br />

Schleier zu vernichten.<br />

So bin ich also von Unwissenheit und Verwirrungbelagert. Hoher Herr, bitte<br />

sage mir, worin für mich das wahrhaft Gute besteht.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Erfahren, Denken (Ideen haben), mentale Konditionierung und<br />

Einbildungsind sinnlos und führen nur zu psychologischer Verwirrung. Sämtliche<br />

Sorgen und Missgeschicke des Lebens wurzeln und sind in der Sinneserfahrung<br />

und dem Denken. Der Weg dieses Lebens oder saæsāra ist verschlungen<br />

und qualvoll für jemanden, der von psychologischer Konditionierung<br />

oder latenten Neigungen beherrscht wird. Im Falle des Erwachten jedoch<br />

hört dieser saæsāra gleichzeitig mit dem Ende seiner mentalen Konditionierung<br />

auf.<br />

Es gibt nichts anderes als das reine Bewusstsein, wie es auch nichts anderes<br />

als reine Leerheit im Raum gibt. Dass es einen anderen Erfahrenden als dieses<br />

reine Bewusstsein geben soll, ist Unwissenheit, deren Expansion zu diesem<br />

saæsāra (Welterscheinung) wird. Was in Abwesenheit der Beobachtungerscheint,<br />

verschwindet, sobald das Licht der Beobachtung darauf gerichtet<br />

wird. So verschwindet auch dieses fiktive erfahrende Selbst, welches nur die<br />

Reflexion des wahren Selbst ist, sobald seine wahre Natur ergründet wird.<br />

Die durch das objektive Bewusstsein hervorgerufene Getrenntheit hört auf,<br />

sobald die Unteilbarkeit des Bewusstseins erkannt wird. Es gibt keine<br />

Tontöpfe unabhängig vom Ton, da sie nur Modifikationen von Ton sind. Objekte<br />

sind Bewusstsein – sie unterscheiden sich nicht vom Bewusstsein als<br />

VI.2:25<br />

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