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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:137<br />

Jäger wiedergeboren. Während dieser Jäger den Wald durchstreifte, hatte er<br />

das Glück, auf einen Weisen zu treffen, der ihn mit den folgenden Worten<br />

spirituell erweckte: „Weshalb lebst du dieses grausame Leben als Jäger? Gib<br />

dieses sündige Leben auf und bemühe dich um das Erlangen von nirvāïa.“<br />

DER JÄGER sprach:<br />

Sei es so, oh Weiser. Aber teile mir bitte mit, wie man das Leiden überwinden<br />

kann, ohne dabei zu „harten“ oder „weichen“ Praktiken greifen zu müssen.<br />

DER WEISE erwiderte:<br />

Lege jetzt sofort diesen Bogen und die Pfeile beiseite. Bleibe hier und führe<br />

das Leben der Stille, frei von Sorgen.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Der Jäger tat so, ohne zu zögern. Innerhalb von Tagen erlangte er die Weisheit<br />

der Schriften, so wie eine Blume als Duft in den Körper eines Menschen<br />

gelangt. Eines Tages fragte er den Weisen: „Wie kommt es, oh Weiser, dass der<br />

Traum, der doch im Innern stattfindet, sich außen abzuspielen scheint?“<br />

DER WEISE erwiderte:<br />

Eben diese Frage ist auch am Anfang in meinem Innern aufgetaucht. Um<br />

eine Antwort auf diese Frage zu finden, praktizierte ich die Konzentration. Ich<br />

saß in der Lotosposition und verblieb als reines Bewusstsein. Ich sammelte<br />

alle Strahlen meines Gemüts, die sich über die tausend Dinge verstreut hatten,<br />

und zentrierte sie alle in meinem Herzen. Zusammen mit der Lebenskraft<br />

„hauchte“ ich das Gemüt aus dem Körper aus. Dieses prāïa betrat dann ein<br />

Lebewesen, das vor mir erschien. Dieses Wesen „inhalierte“ dieses prāïa und<br />

empfing es in seinem eigenen Herzen.<br />

Dann betrat ich das Herz dieses Wesens. Durch meinen eigenen Intellekt<br />

gebunden, folgte ich diesem bis ins Innere dieses Wesens. Ich sah, dass im<br />

Innern dieser Person zahllose Kanäle waren, die alle aussahen, als wären sie<br />

außerhalb. Das Wesen war außerdem angefüllt mit unterschiedlichen Organen<br />

und Eingeweiden wie Leber, Milz usw., so wie ein Haus angefüllt mit<br />

Möbeln ist. Es war warm im Innern. Eine kühle Brise, die von außerhalb dieses<br />

Körpers kam und in ihn eintrat, hielt ihn am Leben und machte ihn bewusst.<br />

Die Kanäle übertrugen die Essenz der Nahrung. Es war sehr finster im<br />

Innern, wie in der Hölle. Der Fluss der Lebenskraft entlang der genannten<br />

Kanäle schwankte in Übereinstimmung mit den physischen Ungleichgewichten,<br />

die den Fluss der Lebenskraft bestimmten. In einem Kanal, der einem<br />

Lotosstengel glich, strömte eine strahlende, feurige Kraft, die das ferne Geräusch<br />

eines Windes, der durch eine enge Röhre streicht, hervorrief. Die Kraft<br />

war mit verschiedenen Objekten angefüllt. Zusammengehalten wurde sie<br />

durch die Luftbewegungen. Dieser Kanal war manchmal angenehm und<br />

manchmal erregt. Es tönte, als würden himmlische Musiker irgendwo unterhalb<br />

des Bereiches der Zunge singen, und woanders war es, als wäre da eine<br />

sehr erlesene Musik.<br />

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