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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Nun, Höchster Herr, wurdest du gesehen und erlangt. Infolge davon wirst<br />

du nun nicht länger getäuscht sein – Grüße an Dich! Höchster Herr, wie kann<br />

es sein, dass das Selbst, welches doch das Licht der Augen ist und den ganzen<br />

Körper als die innewohnende Intelligenz erfüllt, nicht erkannt oder erfahren<br />

wird? Wie kann es sein, dass diese Intelligenz, die als Berührungssinn alle<br />

Objekte erfährt, selbst nicht erkannt wird? Wie kann diese Intelligenz verschieden<br />

von einem selbst sein, die als der Sinn des Hörens, Sehens usw. tätig<br />

ist und die Gänsehaut erzeugt? Wie kann es sein, dass man nicht die Süße<br />

dieser Intelligenz wahrnimmt, die die Süße oder andere Eigenarten der Objekte<br />

wahrnimmt, die man ihr zuführt? Wie kann es sein, dass man nicht<br />

unmittelbar die Gegenwart dieser Intelligenz erfährt, welche sich des Geruchssinns<br />

erfreut? Wie kann es sein, dass das Selbst, dessen Ruhm von den<br />

Schriften besungen wird und welches Weisheit und Erkenntnis selbst ist, sich<br />

selbst vergisst? Oh Selbst – nun, da du erkannt bist, sind die Sinnesvergnügen,<br />

in denen ich geschwelgt habe, nichts mehr wert!<br />

PRAHLùDA fuhr fort nachzudenken:<br />

Oh Selbst, es ist Dein eigenes Licht der Reinheit, welches in der Sonne<br />

leuchtet, es ist Deine nektargleiche Kühle, die im Mond strahlt. Die Schwere<br />

der Berge ist von Dir, und Du bist die Eile des Windes. Es ist wegen Dir, dass<br />

die Erde fest und Raum leer ist. Glücklicherweise wurdest Du von mir erkannt,<br />

glücklicherweise bin ich Dein geworden. Glücklicherweise, oh Höchster<br />

Herr, gibt es keine Trennung zwischen Dir (dem Selbst) und mir – Du bist<br />

ich, ich bin Du. Was auch immer man als „Du“ (das Selbst) oder als „Ich“ bezeichnet,<br />

was auch immer die Wurzel und was der Ast ist – vor diesem verneige<br />

ich mich wieder und wieder. Grüße an mein Selbst, welches unendlich<br />

und egolos ist – Grüße an das formlose Selbst!<br />

Du (das Selbst) wohnst in mir in einem Zustand von Ausgeglichenheit als<br />

reines Zeugenbewusstsein, ohne Form und ohne Trennung von Raum und<br />

Zeit. Das Gemüt wird erregt, die Sinne beginnen sich zu rühren, und die Energie<br />

beginnt zu strömen, dadurch die Zwillingskräfte von prāïa und apāna (die<br />

beiden Modifikationen der Lebenskraft) in Bewegung setzend. Getrieben von<br />

der Macht der Wünsche trägt der Kutscher (das Gemüt) den aus Fleisch, Blut,<br />

Knochen und Haut erbauten Körper davon. Ich bin jedoch reines Bewusstsein<br />

– weder vom Körper noch von irgendetwas anderem abhängig. Lass diesen<br />

Körper entsprechend den Wünschen, die ihn antreiben, geboren werden oder<br />

sterben.<br />

Im Verlaufe der Zeit entsteht der Ich-Sinn, und im Verlaufe der Zeit hört er<br />

wieder auf zu sein – so wie sich das Universum am Ende des kosmischen<br />

Zyklus auflöst. Aber nach einem lange andauernden Zyklus dieser Schöpfung<br />

habe ich den Frieden gefunden und ruhe, so wie der Kosmos am Ende seiner<br />

Existenz zur Ruhe kommt. Grüsse an Dich, Mich, alles was transzendental und<br />

alles in allem ist! Und Verneigungen vor allen, die von uns sprechen!<br />

Das höchste Selbst als Zeugenbewusstsein ist völlig unberührt von allen<br />

Fehlern seiner Erfahrungen. Das Selbst ist alles in allem überall und existiert<br />

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