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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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hafte vermeidet, ist verehrungswürdig (ārya). Diese verehrungswürdige<br />

Heiligkeit befindet sich auf der ersten Stufe des <strong>Yoga</strong> in einem Samenzustand.<br />

Sie keimt auf der zweiten Stufe und findet auf der dritten Stufe ihre Erfüllung.<br />

Wer den Status eines Verehrungswürdigen (ārya) erlangt und ganz offensichtlich<br />

edle Gedanken kultiviert hat und dann stirbt, erfreut sich einer sehr<br />

langen Zeit der Wonnen des Himmels und wird dann als Yogi wiedergeboren.<br />

Durch fleißiges Praktizieren der ersten drei Stufen des <strong>Yoga</strong> wird die Unwissenheit<br />

zerstört und das Licht der Weisheit leuchtet im Herzen.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Im vierten Zustand des <strong>Yoga</strong> sehen die Yogis das Eine in Allem mit einem<br />

Gemüt, das frei von Getrenntheit ist. Die Getrenntheit hat aufgehört, während<br />

die Einheit stetig empfunden wird. Sie betrachten die Welt daher wie einen<br />

Traum.<br />

Im fünften Zustand verbleibt als einziges die ungeteilte Wirklichkeit. Deshalb<br />

wird er mit dem Tiefschlaf verglichen. Wer diesen Zustand erlangt hat,<br />

auch wenn er mit verschiedenen äußeren Tätigkeiten befasst ist, ruht in sich<br />

selbst.<br />

Nachdem der Yogi so von Stufe zu Stufe fortgeschritten ist, erreicht er<br />

schließlich die sechste, turīya. In diesem Zustand erkennt er: „Ich bin weder<br />

real noch irreal und auch nicht egolos. Ich bin jenseits von Dualität und Einheit.<br />

Sämtliche Zweifel sind zu Ende.“ Er verbleibt nun wie das Bildnis einer<br />

gemalten Lampe (d.h., er hat nirvāņa – den Zustand der Lampe ohne Brennstoff<br />

– noch nicht erreicht, ist aber doch wie eine Lampe ohne Öl, da die Lampe<br />

nur gemalt ist). Leer ist er im Innern, leer im Außen, leer wie ein leeres<br />

Gefäß. Gleichzeitig ist er jedoch voll im Innern wie im Außen, wie ein volles<br />

Gefäss, das ins Meer eingetaucht ist.<br />

Diejenigen, die schließlich den siebenten Zustand erreichen, nennt man<br />

„körperlose, befreite Wesen“. Ihr Zustand entzieht sich jeder Beschreibung.<br />

Und doch sind verschiedentlich beschrieben worden.<br />

Diejenigen, die diese sieben Stufen praktizieren, werden nie wieder vom<br />

Kummer heimgesucht. Aber man muss wissen, dass da in einem Wald ein<br />

Elefant umherstreift, der schreckliche Verwüstungen anrichtet. Wenn dieser<br />

Elefant getötet ist, erringt der Mensch auf allen sieben Stufen den Sieg – nicht<br />

aber auf andere Weise. Der Name des Elefanten ist „Begierde“. Er wandert in<br />

dem Urwald umher, den man Körper nennt. Rasend macht ihn die Sinnlichkeit.<br />

Unablässig und ruhelos wird er von der Konditionierung und den Neigungen<br />

(vāsanā) umhergetrieben. Dieser Elefant zerstört alle in dieser Welt.<br />

Er wird mit verschiedenen Namen genannt wie Begierde, vāsanā (Neigungen<br />

oder mentale Konditionierung), Gemüt, Gedanke, Gefühl, Anhaftung u.a. Er<br />

muss mit den Waffen des Mutes oder der Entschlossenheit, die aus der Realisierung<br />

der Einheit entstanden ist, erschlagen werden.<br />

Wünsche entstehen nur so lange, wie man an die objektive Existenz von etwas<br />

glaubt! Und allein darin besteht dieser saæsāra – nämlich im Empfinden<br />

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