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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.1:61<br />

Brahman, das in sämtlichen Körpern wohnt und Erfahrungen erfährt, isst,<br />

trinkt, spricht, sammelt undzerstört, ist selbst gänzlich frei von der Teilung<br />

des Bewusstseins und seiner Bewusstheit. Was allgegenwärtig und ohne<br />

Anfang und Ende und ein völlig reines, unmodifiziertes, undifferenziertes<br />

Sein ist – dies wird Existenz (vastu-tattvam) oder Realität genannt.<br />

Dieses existiert im Raum als Raum , als Klang im Klang, als Berührung in<br />

der Berührung, als Haut in der Haut, als Geschmack im Geschmack, als Form<br />

in der Form, in den Augen als die Sehkraft, im Geruch als Geruch, im Duft als<br />

Duft, im Körper als Kraft, in der Erde als Erde, in der Milch als Milch, im Wind<br />

als Wind, im Feuer als Feuer, in der Intelligenz als Intelligenz, im Gemüt als<br />

Gemüt, im Ich-Sinn als Ich-Sinn . Es erscheint als citta oder als Gemüt im<br />

Gemüt. Es ist der Baum im Baum. Es ist die Unbewegtheit im Unbewegten<br />

und die Bewegtheit in den beweglichen Lebewesen. Es ist das Leblose im<br />

Leblosen und die Intelligenz des Lebendigen. Es ist die Göttlichkeit der Götter<br />

und die Menschlichkeit in menschlichen Lebewesen. In den Tieren ist es<br />

deren animalische Natur und in den Würmern deren Wurmartigkeit. Es ist<br />

die eigentliche Essenz der Zeit und der Jahreszeiten. Es ist die Dynamik in der<br />

Aktion und die Ordnung in der Ordnung. Es ist die Existenz in der Existenz<br />

und der Tod im Verderblichen. Es ist die Kindheit, die Jugend und das Alter<br />

und auch der Tod.<br />

Es ist ungeteilt und unteilbar, denn es ist die eigentliche Essenz aller Dinge.<br />

Die Vielfalt ist unwirklich, obwohl sie wirklich ist in dem oben genannten<br />

Sinne (nämlich dass die Vielfalt wahrgenommen und durchdrungen wird vom<br />

unendlichen Bewusstsein). Erkenne dies: „All dies ist durchdrungen von Mir,<br />

denn ich bin allgegenwärtig und und ohne Körper und solch anderen Begrenzungen.“<br />

Ruhe dann im Frieden und im höchsten Glück.<br />

VùLMýKI sprach:<br />

Nachdem der Weise Vasi«Âha so gesprochen hatte, gelangte der Tag an sein<br />

Ende und die Versammlung löste sich für die Abendgebete auf.<br />

RùMA fragte:<br />

Oh Weiser, so wie die Städte usw., die wir in unseren Träumen sehen, irreal<br />

sind, so ist diese Welt, welche der Traum von Brahmā dem Schöpfer ist, in der<br />

Tat irreal und illusorisch. Wie kommt es aber, dass sie in unseren Augen diesen<br />

außerordentlich hohen Grad an Solidität erlangt?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Die allererste Schöpfung Brahmās wird sogar heute noch von uns gesehen,<br />

als wäre sie real! Da das Bewusstsein unendlich ist, findet die Erschaffung des<br />

jīva ebenfalls überall statt. Diese Schöpfung ist ohne Zweifel aus der Unwissenheit<br />

geboren – der Glaube an diese Schöpfung vernichtet die wahre Sichtweise.<br />

Obwohl diese Schöpfung unwirklich ist, erscheint sie doch aufgrund<br />

des Ich-Sinnes als gänzlich real und solide. Der Träumer realisiert die Flüchtigkeit<br />

der Objekte, die er im Traum wahrnimmt, nicht. Auf dieselbe Weise<br />

verhält es sich mit dem kosmischen Traum des Schöpfers. Der Traum teilt die<br />

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