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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.1:109<br />

Śikhidhvaja hatte seine Abendgebete beendet und suchte nach seiner Frau<br />

Madanikā. Nach einigem Suchen fand er das Versteck des Paares. Er sah sie<br />

völlig versunken in ihre Liebesspiele. Ihr Haar umfloss ihn. Mit ihren Händen<br />

hielt sie sein Gesicht umfangen. Ihre Münder begegneten sich in einem leidenschaftlichen<br />

Kuss. Offensichtlich waren sie in verzehrender Leidenschaft<br />

füreinander entbrannt. Jede Bewegung ihrer Glieder drückte ihre äußerste<br />

Liebe füreinander aus. Auf ihren Gesichtern spiegelte sich das Entzücken<br />

ihrer Herzen. Die Brust des einen presste sich an die des anderen. Sie hatten<br />

ihre Umgebung offensichtlich völlig vergessen.<br />

Śikhidhvaja sah all dies, war aber gänzlich unbewegt. Er wollte sie nicht<br />

stören und wandte sich ab, um zu gehen. Das Paar jedoch hatte seine Gegenwart<br />

bemerkt. Er sagte zu ihnen: „Bitte, lasst euch durch mich nicht in eurem<br />

Glück stören.“<br />

Nach einiger Zeit kam Madanikā aus dem Garten und traf, beschämt durch<br />

ihr Betragen, Śikhidhvaja. Jedoch der König sagte: „Meine Teure, weshalb bist<br />

du so schnell gekommen? Gewiss leben die Wesen nur, um Glück zu erfahren.<br />

Und in dieser Welt ist es schwierig, ein Paar zu finden, das in solcher Harmonie<br />

ist. Ich fühle mich dadurch nicht betroffen, da ich sehr wohl weiß, was die<br />

Menschen in dieser Welt am meisten lieben. Kuæbha und ich sind große<br />

Freunde füreinander, während Madanikā nur die Frucht von Durvāsas Fluch<br />

ist!“<br />

Madanikā erwiderte: „Darin besteht die Natur der Frauen, oh hoher Herr!<br />

Sie sind schwankend in ihrer Ergebenheit. Sie sind achtmal so leidenschaftlich<br />

wie Männer. Sie sind schwach und vermögen in der Gegenwart eines<br />

verführerischen Mannes nicht, der Lust zu widerstehen. Bitte vergib mir, und<br />

sei mir nicht böse.“<br />

Śikhidhvaja erwiderte: „Ich bin dir überhaupt nichtböse, meine Liebe. Jedoch<br />

werde ich, dich von nun an als einen guten Freund und nicht mehr als<br />

meine Frau behandeln.“ Cū¬ālā war erfreut über die Haltung des Königs, die<br />

ihr überzeugend bewies, dass er jenseits von Lust und Zorn war. Unverzüglich<br />

gab sie die Form als Madanikā auf und nahm ihre ursprüngliche als Cū¬ālā<br />

wieder an.<br />

ŚIKHIDHVAJA sagte:<br />

Wer bist du, oh reizende Frau, und wie bist du hierhergekommen? Seit<br />

wann bist duschen hier? Du siehst so sehr wie meine Frau aus!<br />

CôÖĀLĀ erwiderte:<br />

Ich bin tatsächlich Cū¬ālā. Ich habe die Gestalten von Kuæbha und anderen<br />

angenommen, um deinen Geist zu erwecken. Außerdem habe ich die Gestalt<br />

dieser kleinen, illusorischen Welt mit dem Garten usw. erschaffen, die du<br />

soeben gesehen hast. Von dem Tage an, als du unklugerweise dein Königreich<br />

aufgegeben hast und hierher zur Ausübung von Askese gekommen bist, habe<br />

ich mich um dein spirituelles Erwachen bemüht. Ich unterwies dich in der<br />

Gestalt von Kuæbha. Die Gestalten von Kuæbha und anderen, die du gesehen<br />

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