19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

VI.2:91<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Schließlich wurde ich durch die Kontemplation des Feuerelements (tejadhāraïā)<br />

zum Feuerelement. Feuer oder Licht ist überwiegend satva und<br />

daher stets leuchtend. Es zerstreut die Dunkelheit wie der König durch seine<br />

Anwesenheit die Diebe in die Flucht treibt. Ich erkannte das Elend der Finsternis,<br />

die alle guten Eigenschaften zerstört, denn ich wurde zum Licht, in<br />

dem alles gesehen wurde. Licht gewährt allem Gestalt – so wie der Vater<br />

seinem Sprössling Gestalt schenkt. In der Unterwelt gibt es sehr wenig Licht<br />

und daher größere Dunkelheit. Im Himmel wiederum gibt es nur Licht –<br />

immer. Licht ist die Sonne, die den Lotos der Tätigkeit erblühen lässt.<br />

Ich wurde zur Prachtfarbe (survaïa) im Gold usw. Ich wurde zu Vitalität<br />

und Tapferkeit im Manne, und in den Juwelen funkelte ich als ihr Feuer. In den<br />

Regenwolken wurde ich zum Licht ihrer Blitze, in den leidenschaftlichen<br />

Frauen zum Zwinkern ihrer Augen, und ich wurde die Kraft der Löwen. Selber<br />

wurde ich der Hass in den Göttern auf die Dämonen und in den Dämonen der<br />

Hass auf die Götter. Ich wurde zur vitalen Essenz aller Wesen. Ich erfuhr das<br />

Dasein als Sonne, Mond, Sterne, Edelsteine, Feuer (einschließlich des Feuers<br />

der kosmischen Auflösung), Blitz und Lampe. Als ich zu Feuer wurde, war die<br />

glühende Asche meine Zähne, der Rauch mein Haar und der Brennstoff meine<br />

Nahrung. In der Werkstatt des Schmieds war ich das Feuer, welches das Eisen<br />

rotglühend machte, und wenn es gehämmert wurde, versprühte ich mich in<br />

einem Funkenregen.<br />

RĀMA fragte:<br />

Oh Weiser, warst du, nachdem du zum Feuerelement wurdest, glücklich<br />

oder unglücklich?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

So wie eine schlafende Person für eine Zeitlang nicht fühlend wird, obwohl<br />

sie ein fühlendes Wesen ist, so wird das Bewusstsein zu einem leblosen Objekt.<br />

Sobald es sich selbst als die Elemente (Erde usw.) denkt, denkt es sich<br />

selbst als nicht-fühlend. In Wahrheit jedoch gibt es im Bewusstsein keine<br />

solche Trennung zwischen Subjekt und Objekt.<br />

Was ich daher in den Zuständen als Erde, Wasser und Feuer erfuhr, erfuhr<br />

ich als nichts anderes als Brahman. Wäre ich wirklich leblos geworden, wie<br />

hätte ich die Erfahrung, die Erde usw. zu sein, machen können? Die fühlende<br />

Person denkt: „ich schlafe!“ und scheint dann nicht-fühlend zu sein. Erwacht<br />

man dann zur Wahrheit seiner selbst, verschwindet die Materialität des Körpers.<br />

Mit Hilfe des subtilen (ātivāhika) Körpers ist die Person dann in der<br />

Lage, in alles an jedem beliebigen Ort zu gehen. Dieser subtile Körper ist<br />

selbst nichts anderes als reine Intelligenz. Wenn man mit Hilfe dieser Intelligenz<br />

aus eigenem Wunsch einen anderen Zustand erfährt, erleidet man offensichtlich<br />

weder Unglücklichsein noch Kummer.<br />

So wie die in einem Traum wahrgenommene Welt von der Finsternis der<br />

Unwissenheit eingehüllt und daher irreal ist, so verhält es sich auch mit den<br />

614

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!