19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

VI.1:90<br />

Höre dir nun, oh König, eine weitere Geschichte an, die der deinen ähnlich<br />

ist. Im Vindhya-Wald gab es einst einen Elefanten, der außerordentlich stark<br />

und mit mächtigen Stoßzähnen bewaffnet war. Der Elefantentreiber hatte ihn<br />

jedoch in einen Käfig gesperrt. Dadurch und wegen der wiederholten Anwendung<br />

des Stachelstocks durch den Treiber erlitt der Elefant große Pein.<br />

Wenn der Treiber fort war, versuchte sich der Elefant aus dem Käfig zu befreien.<br />

Er setzte diese Bemühungen drei Tage lang fort. Schließlich hatte er<br />

den Käfig zertrümmert. Doch da sah der Treiber, was der Elefant angerichtet<br />

hatte. Während der Elefant sich bereits auf der Flucht befand, erkletterte er<br />

einen Baum in der Absicht, sich auf den Rücken des Elefanten zu werfen und<br />

ihn erneut zu unterwerfen. Als er heruntersprang, verfehlte er jedoch den<br />

Kopf des Elefanten und stürzte direkt vor ihm nieder. Der Elefant sah seinen<br />

Peiniger(den Treiber) vor sich am Boden liegen, doch wurde er von Bedauern<br />

überwältigt und tat ihm daher nichts zuleide. Mitgefühl findet man sogar bei<br />

den wilden Tieren. Der Elefant ging davon.<br />

Der Treiber stand auf, er war nicht ernstlich verletzt. Der Körper eines Bösewichts<br />

nimmt nicht so leicht Schaden! Ihre bösen Taten scheinen ihre Körper<br />

sogar noch zu stärken. Der Treiber wollte den Verlust des Elefanten nicht<br />

hinnehmen. Er durchstreifte den Wald auf der Suche nach dem verlorenen<br />

Elefanten. Nach einer langen Zeit sah er den Elefanten am Rande eines dichten<br />

Urwaldes stehen. Er holte weitere Elefantentreiber und grub, eifrig um<br />

den Fang des Elefanten bemüht, mit ihrer Hilfe ein riesiges Erdloch. Das Erdloch<br />

deckten sie mit Laubwerk zu.<br />

Nach ein paar Tagen fiel der mächtige Elefant in die Grube. Und so steht der<br />

Elefant immer noch in seinem Käfig, nachdem er von seinem grausamen<br />

Besitzer erneut gefangen und gefesselt wurde!<br />

Der Elefant hatte versäumt, den Feind zu töten, obschon er vor ihm am Boden<br />

lag und musste daher neue Qualen auf sich nehmen. Wer aufgrund von<br />

Dummheit die Gelegenheit, die sich ihm bietet, nicht nutzt und auf diese<br />

Weise alle Hindernisse beseitigt, lädt den Kummer ein. Aufgrund der falschen<br />

Selbstzufriedenheit des Gedankens „ich bin frei“ geriet der Elefant erneut in<br />

Ketten, denn die Dummheit lädt den Kummer geradezu ein. Torheit bedeutet,<br />

gebunden zu sein, Oh Heiliger! Jemand, der gebunden ist, glaubt in seiner<br />

Dummheit, dass er frei ist. Obwohl in den drei Welten nichts als das Selbst<br />

existiert, ist all dies für jemanden, der fest in der Dummheit lebt, nur eine<br />

Ausdehnung der Dummheit.<br />

ŚIKHIDHVAJA sagte:<br />

Heiliger, erkläre mir bitte die Bedeutung dieser Geschichten!<br />

DER BRĀHMANE (CôÖĀLĀ) sprach:<br />

Der reiche, gebildete Mann, der auf die Suche nach dem himmlischen Juwel<br />

ging, bist du selbst, oh König! Du verfügst über die Kenntnis der Schriften und<br />

doch ruhst du nicht im Frieden – so wie ein Stein, der im Wasser ruht.<br />

Cintāmaïi bedeutet die totale Entsagung von allem, und dies setzt dann allen<br />

472

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!