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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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winnen (der Stein der Weisen, von dem man sagt, dass er seinem Besitzer<br />

sämtliche Wünsche erfüllt). Seine Bemühungen waren so intensiv, dass nach<br />

kurzer Zeit das gewünschte Juwel vor ihm erschien. Was ist unmöglich für<br />

jemanden, der bis zum Äußersten nach etwas strebt? Wenn man sich voll und<br />

ganz einer Aufgabe widmet und dabei Mühen und Schwierigkeiten nicht<br />

beachtet, dann wird auch ein armer Mann das Ziel erreichen.<br />

Dieser Mann sah also das Juwel vor sich in unmittelbarer Reichweite. Jedoch<br />

war er unfähig, eine Gewissheit über dieses Objekt zu erlangen. Mit<br />

einem Gemüt, das verwirrt war von all dem Kämpfen und Leiden, begann er<br />

zu grübeln: „Kann dies der cintāmaïi sein? Oder ist er es vielleicht gar nicht?<br />

Soll ich ihn berühren oder nicht? Vielleicht wird er verschwinden, wenn ich<br />

ihn anfasse? Es ist doch unmöglich, ihn in so kurzer Zeit zu erlangen! Die<br />

Schriften erklären, dass er nur nach einer lebenslangen Zeit des Strebens<br />

erlangt werden könne. Ich bin ja nur ein armer, gieriger Mensch – gewiss<br />

bilde ich mir die Existenz dieses Juwels vor mir nur ein. Womit hätte ich das<br />

Glück verdient, es so bald zu erlangen? Es mag Große geben, die dieses Juwel<br />

in so kurzer Zeit rechtmäßig ihr Eigen nennen können, aber ich selbst bin<br />

doch nur ein gewöhnlicher Mann mit nur wenig durch Entsagung erworbenen<br />

Verdiensten. Wie könnte ich es daher in so kurzer Zeit erlangt haben?“<br />

Da er so verwirrt war, tat er nichts, um das Juwel an sich zu nehmen. Er war<br />

nicht dazu ausersehen, es zu erlangen. Man bekommt immer nur das, was<br />

man verdient, und wann man es verdient. Sogar als das himmlische Juwel vor<br />

ihm lag, ignorierte der Dummkopf es! Das Juwel aber, unbeachtet geblieben,<br />

verschwand wieder. Psychische Kräfte (siddhis) verleihen einem Menschen<br />

alles, wonach er verlangt. Haben sie dann seine Weisheit restlos zerstört,<br />

gehen sie fort und kehren nicht mehr zurück. Dieser Mann setzte dann seine<br />

Entsagungsbemühungen fort, um den cintāmaïi zu erlangen. Die Fleißigen<br />

geben ihre Unternehmungen niemals auf. Nach einiger Zeit sah er ein Stück<br />

farbiges Glas, das zufällig während dem Spiel der himmlischen Wesen herunterfiel.<br />

Er dachte, dass dies nun endlich der cintāmaïi sei und griff gierig<br />

danach. Überzeugt, dass er nun alles erlangen werde, was er sich wünscht,<br />

gab er seinen Wohlstand, seine Familie usw. auf und ging in den Dschungel.<br />

Wegen seiner Dummheit erfuhr er dort aber nichts als Leiden. Unglück, Altern<br />

und Tod sind nichts im Vergleich mit dem durch Dummheit verursachten<br />

Leiden. Tatsächlich ist die Dummheit die Krönung aller Leiden und Notlagen!<br />

* * *<br />

Die Geschichte vom dummen Elefanten<br />

DER BRĀHMANE (CôÖĀLĀ) fuhr fort:<br />

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