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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Aufgrund der Eindrücke oder Erinnerungen ihrer früheren Lebenszeit erblickten<br />

sie sich als eingekleidet in diese materiellen Leiber, um so die Großartigkeit<br />

der Welt zu bezeugen. Um die Ausmaße der Erde erfassen zu können,<br />

durchwanderten sie fremde Reiche.<br />

Der westliche VipaÁcit durchquerte mehrere Kontinente und sieben Meere<br />

und hatte schließlich das Glück, Lord Viåņu zu treffen. Von diesem empfing<br />

VipaÁcit die höchste Weisheit und blieb sodann fünf Jahre lang in samÃdhi.<br />

Danach gab er seinen physischen Körper auf und erlangte nirvāïa.<br />

Der östliche VipaÁcit hielt sich nahe der Strahlen des Mondes auf und kontemplierte<br />

unaufhörlich den Mond – daher erreichte er das Reich des Mondes.<br />

Der südliche VipaÁcit vernichtete seine sämtlichen Feinde und regiert sogar<br />

noch heute das Land, weil er seine Erinnerungen oder seine Überzeugungen<br />

niemals verloren hatte.<br />

Der nördliche VipaÁcit wurde von einem Krokodil gefressen, in dessen Leib<br />

er tausend und ein Jahr lang lebte. Als dieses Krokodil schließlich starb, kam<br />

er aus dessen Körper als ein anderes Krokodil heraus. Dann durchschwamm<br />

er Ozeane und Eismeere von unvorstellbaren Ausmaßen und erreichte<br />

schließlich den See der Götter, den man Suvarïa nennt. Dort starb er. Weil er<br />

in einem der Reiche der Götter starb, wurde dieser VipaÁcit zu einem Gott, so<br />

wie ein inmitten von glühenden Kohlen liegendes Stück Holz unverzüglich zu<br />

Feuer wird.<br />

Dieser letzte VipaÁcit erreichte die Grenzen dieser Erde, die man die<br />

Lokāloka-Berge nennt, an die er sich aus der Zeit seiner früheren Leben noch<br />

erinnerte. Diese Berge sind mehrere tausend Meilen hoch. Ihre eine Flanke ist<br />

beleuchtet, die andere aber nicht. Von dort aus erblickte er die Erde usw. so,<br />

als wären es ferne Sterne. Anschließend ging er auf die Seite der Berge, die<br />

auf ewig in Dunkelheit gehüllt war. Jenseits davon befindet sich die große<br />

Leere, in der es keine Erde, keine Wesen und nichts Bewegliches oder Unbewegliches<br />

gibt. In ihr existiert nicht einmal die Möglichkeit einer Schöpfung.<br />

RĀMA fragte:<br />

Hoher Herr, bitte teile mir mit, wie existiert diese Erde, wie dreht sich das<br />

Himmelszelt um sich selbst und wie existieren die Lokāloka-Berge?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

So wie ein kleines Kind sich ein Spielzeug im leeren Raum vorstellt und<br />

dann denkt, es sei dort, so entsteht im unendlichen Bewusstsein die Vorstellung<br />

der Existenz dieser Erde. Jemand, dessen Sicht fehlerhaft ist, sieht kleine<br />

Bällchen aus „Haar“ im Raum, die dort überhaupt nicht existieren. Auf dieselbe<br />

Weise tauchen Ideen wie „die Existenz der Erde“ im unendlichen Bewusstsein<br />

auf, und zwar in dem Moment, den man die Schöpfung nennt. Eine Stadt,<br />

die im Gemüt des Tagträumers existiert, benötigt keinerlei Stützen (denn die<br />

Einbildung ist ihre Stütze). Ebenso benötigt auch diese Welt als Stütze nur die<br />

Erfahrung des unendlichen Bewusstseins.<br />

VI.2:127<br />

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