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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Als unser Nest zusammen mit dem Baum, in dem wir es errichtet hatten,<br />

zerstört wurde, verlor ich meine Partnerin und lebte anschließend für den<br />

Rest meines Lebens allein an einem weit entfernten Ort. Dann wurde ich zu<br />

einem Asketen, da ich in der Zwischenzeit ein beträchtliches Ausmaß an<br />

Leidenschaftslosigkeit gewonnen hatte.<br />

Ich sah viele faszinierende Dinge. Ich erblickte eine Welt, die gänzlich aus<br />

Wasser gemacht war. Dann wieder erblickte ich eine Frau, in deren Körper<br />

die drei Welten wie in einem Spiegel reflektiert wurden. Als ich sie fragte, wer<br />

sie sei, erwiderte sie: „Ich bin reines Bewusstsein und sämtliche Welten sind<br />

meine Gliedmaßen. So wie ich in dir Verblüffung hervorgerufen habe, so sind<br />

auch alle diese Dinge. Bis du nicht alles mit derselben Verblüffung und Verwunderung<br />

zu betrachten vermagst, kannst du die wahre Natur der Dinge<br />

nicht kennen. Alle Welten sind deine eigenen Glieder. Ich höre sie alle, wie<br />

jemand im Traum Klänge und Worte hört.“ Ich sah, wie zahllose Wesen in<br />

dieser Frau erschienen und sich wieder in ihr auflösten. Dann wieder erblickte<br />

ich eine ungewöhnlich aussehende Wolke, die furchterregende Töne von<br />

aufeinandertreffenden Raketen erzeugte und aus der es Waffen zur Erde<br />

hernieder regnete. Ich sah noch weitere Wunder: Die ganze Erde war in Finsternis<br />

gehüllt und ganze Siedlungen flogen davon in eine weit entfernte Welt.<br />

Ich erblickte euer Dorf in einer anderen Welt. Dann wieder sah ich, wie alle<br />

Wesen von derselben Natur waren. Ich sah eine Welt ohne Sonne, Monde und<br />

Sterne und trotzdem herrschte keinerlei Finsternis, denn sämtliche Bewohner<br />

strahlten und waren erleuchtet... Es gibt wohl keine Welt, die ich noch<br />

nicht gesehen habe; nichts, was ich nicht erfahren habe.<br />

BHĀSA fuhr fort:<br />

Einmal schlief ich mit einer himmlischen Nymphe in einem Garten. Plötzlich<br />

erwachte ich und sah, wie ich wie ein Grashalm einen Fluss hinuntertrieb.<br />

Überrascht fragte ich die Nymphe: „Was ist das?“ Sie erklärte mir: „Ganz<br />

in der Nähe gibt es einen Mondstein-Berg. Sobald der Mond aufgeht, schwillt<br />

die Quelle in diesem Berg an und wird zur Flut. Wegen der großen Wonne,<br />

welche ich durch dich erlebte, vergaß ich, dich zu warnen.“<br />

Nachdem sie so gesprochen hatte, nahm die Nymphe mich mit und flog einfach<br />

in den Raum hinaus. Sieben Jahre lang lebte ich dann mit ihr auf dem<br />

Gipfel des Berges namens Mandara.<br />

Danach wanderte ich in anderen Welten umher, in denen Leute lebten, die<br />

von innen heraus leuchteten. Ich traf auf eine Welt, die keinerlei Himmelsrichtungen<br />

wie Osten und Westen, keine Tage und Nächte, keine Schriften<br />

und Debatten, keine Unterscheidungen zwischen Göttern und Dämonen<br />

kannte. Schließlich wurde ich zu einem Himmelsbewohner mit dem Namen<br />

Amarasoma und lebte vierzehn Jahre lang als Asket.<br />

Immer noch ausgestattet mit dem Segen, den mir der Feuergott gewährt<br />

hatte, vermochte ich mich im Raum mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit<br />

zu bewegen. Irgendwo fiel ich dann in einen großen Ozean und irgendwo<br />

anders erlebte ich das Fallen im leeren Raum. Das Durchqueeren der Atmo-<br />

VI.2:132<br />

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