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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Was wird jemand, der die höchste Wahrheit realisiert hat?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Für eine solche Person werden sogar die Steine zu Freunden und die Bäume<br />

in den Wäldern zu Verwandten, und wenn er in der Mitte der Wälder leben<br />

sollte, dann werden die Tiere zu seiner Familie. Ein Königreich ist in seinen<br />

Augen wertlos, Notlagen werden für ihn zu großen Glücksfällen. Auch wenn<br />

er in einem Königreich lebt, frohlockt (feiert) er über seine Missgeschicke.<br />

Disharmonie wird zu Harmonie, Leid zu großer Freude, und auch falls er mit<br />

intensiver Tätigkeit befasst sein sollte, erfährt er tiefe Stille. Wachend befindet<br />

er sich im Tiefschlaf, lebend ist er bereits so gut wie tot. Er tut alles und<br />

tut in Wahrheit überhaupt nichts. Er genießt, ohne das Vergnügen zu kosten.<br />

Er ist der teure Freund aller. Er ist frei vom Bedauern für andere, aber voller<br />

Mitgefühl. Ohne etwas zu wollen sieht er für andere wie jemand aus, der<br />

etwas will. Er ist nur noch an der rechtschaffenen Ausführung seiner Handlungen<br />

interessiert.<br />

In den entsprechenden Situationen sieht er glücklich oder unglücklich aus.<br />

Er gibt nicht auf, was natürlich ist und spielt in diesem Drama des Lebens die<br />

ihm zukommende Rolle. Er trauert mit den Trauernden und frohlockt mit den<br />

Glücklichen, ohne in seinem Herzen befleckt zu werden.<br />

RĀMA fragte:<br />

Es gibt jedoch einige schlaue, aber unwissende Menschen, die vorgeben, in<br />

diesem Zustand zu sein (sie halten sich an die Regeln der Keuschheit wie ein<br />

Pferd, ohne den richtigen Geist). Wie unterscheidet man das Wahre vom<br />

Falschen?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Ob sie nun wahr oder falsch ist – eine solche Natur sollte gepriesen werden.<br />

Die wahrhaft Weisen leben so, als hätten sie wie andere Menschen Begierden.<br />

Sie lachen mit den Narren, sind aber selbst weise. Niemand vermag ihren<br />

inneren Frieden und ihren erleuchteten Zustand zu erkennen. Nur die Weisen<br />

erkennen Weise. Die wahren Weisen stellen ihre Weisheit weder zur Schau<br />

noch sind sie begierig darauf, die Bewunderung der Menge zu erlangen. Die<br />

Menge stellt in den Augen der Weisen eine Störung dar. „Ich wünsche mir,<br />

dass alle meine Großartigkeit erkennen mögen, damit man mich verehrt“ –<br />

solche Gedanken tauchen in den Köpfen der eitlen Menschen auf, nicht aber<br />

in den Weisen.<br />

Kräfte wie Levitation usw. werden sogar von unwissenden Menschen durch<br />

Mantras, Drogen usw. erworben. Wer sich entsprechend bemüht, vermag<br />

diese Kräfte zu erlangen, ob er nun erleuchtet ist oder nicht. Es ist das Ego,<br />

welches Anstrengungen unternimmt und Kräfte erwirbt. Diese Kräfte verstärken<br />

dann die vāsanās oder die mentale Konditionierung. Der Erleuchtete<br />

jedoch ist an diesen Dingen nicht interessiert. Er erachtet die Welt als weniger<br />

als einen Grashalm. Der Erleuchtete lebt ein nicht-willentliches Leben,<br />

indem er sich auf spontane Weise mit angemessener Handlung befasst. Sogar<br />

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