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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Diese Weisheit zerstört den Wald der Unwissenheit. Solange man in diesem<br />

Wald umherstreift, erfährt man nichts als Verwirrung und endlos erscheinendes<br />

Leiden. Daher sollte man zu einem erleuchteten Lehrer gehen und<br />

durch richtige Fragen mit der richtigen Haltung die Lehre ans Licht befördern.<br />

Dann wird sie zu einem integralen Teil des eigenen Seins werden. Der<br />

Dummkopf stellt respektlos bedeutungslose Fragen, und der größte Narr ist,<br />

der die Weisheit des Weisen achtlos fortwirft. Gewiss ist derjenige nicht als<br />

Weiser zu bezeichnen, der die müßigen Fragen eines närrischen Fragestellers<br />

beantwortet.<br />

Oh Rāma – du bist wohl der Beste unter den Suchern, denn du hast gründlich<br />

über die Wahrheit nachgedacht und bist von der höchsten Form der<br />

Leidenschaftslosigkeit inspiriert. Und ich bin sicher, dass das, was ich dir nun<br />

mitteilen werde, seinen festen Platz in deinem Herzen erlangen wird. Mit<br />

Entschiedenheit sollte man darum kämpfen, der Weisheit ihren Thron im<br />

eigenen Herzen zu errichten, denn das Gemüt ist unruhig wie ein Affe. Und<br />

man sollte auch die Gesellschaft von Unweisen meiden.<br />

Rāma, über den Einlass ins Reich der Freiheit (Mok«a) wachen vier Torwächter.<br />

Es sind dies die Selbstbeherrschung, der Geist der Selbsterforschung,<br />

die Zufriedenheit und die gute Gesellschaft. Der weise Suchende<br />

sollte sich eifrig um die Freundschaft aller dieser Torwächter oder zumindest<br />

um die von einem bemühen.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Mit einem reinen Herzen und einem aufgeschlossenen Verstand, frei von<br />

der Wolke der Zweifel und der Ruhelosigkeit des Gemüts, lausche der Darlegung<br />

der Natur und der Mittel der Befreiung, oh Rāma. Denn solange das<br />

Höchste Sein nicht verwirklicht ist, werden die furchtbaren Schrecken von<br />

Tod und Geburt nicht enden. Wenn diese tödliche Schlange, die als die Unwissenheit<br />

des Lebens bezeichnet wird, nicht hier und jetzt überwältigt wird,<br />

wird endloses Leiden nicht nur in diesem, sondern auch in zahllosen Leben<br />

danach entstehen. Ignorieren kann man dieses Leiden nicht, aber man kann<br />

es mit den Mitteln der Weisheit, die ich dir nun mitteile, überwinden.<br />

Oh Rāma, wenn du einmal diese Qual der Wiedergeburt (saæsāra) überwunden<br />

hast, dann wirst du auf dieser Erde wie ein Gott leben, wie Brahmā<br />

oder Vi«ïu! Denn wenn die Täuschung gegangen und die Wahrheit mit den<br />

Mitteln der Erforschung der eigenen, wahren Natur verwirklicht worden ist,<br />

wenn das Gemüt befriedet ist und das Herz sich in die höchste Wahrheit<br />

aufschwingt, wenn alle störenden Gedankenwellen im Verstand sich gelegt<br />

haben und ein ununterbrochener Strom von Frieden herrscht und das Herz<br />

voll von der Seligkeit des Absoluten ist, wenn somit die Wahrheit im eigenen<br />

Herzen geschaut worden ist – dann wird diese Welt wahrlich die Heimstatt<br />

der Freude.<br />

Eine solche Person hat nichts zu gewinnen und nichts zu verlieren. Sie ist<br />

unbefleckt von den Makeln des Lebens, unberührt von seinen Sorgen. Weder<br />

II:12, 13<br />

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