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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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unabhängig. „Ich bin all dies“ oder „Da ist kein Ich“ – beides ist der Ausdruck<br />

derselben Wahrheit, und nichts anderes ist wahr.<br />

Oh weh! So lange war ich das Opfer der Unwissenheit! Glücklicherweise habe<br />

ich entdeckt, was mir die Selbsterkenntnis geraubt hat! Nie wieder werde<br />

ich das Opfer der Unwissenheit sein. So wie die auf dem Berg ruhende Wolke<br />

nicht Teil des Berges ist, so bin ich frei von allem Kummer, und obwohl es so<br />

aussieht, als würde Kummer zu mir gehören, bin ich völlig unabhängig davon.<br />

In Abwesenheit der Selbsterkenntnis entstand der Ich-Sinn, aber jetzt bin ich<br />

völlig frei davon. Lass den Körper, die Sinne usw. sein oder verderben – nichts<br />

habe ich mit diesen zu tun. Die Sinne (die Augen usw.) existieren, um ihrer<br />

selbst willen mit ihren Erfahrungsgegenständen in Kontakt zu kommen – wer<br />

ist das Ich, welches irrtümlicherweise denkt: „Dies bin ich“ oder „Ich sehe“<br />

usw.? Diese Augen usw. sehen oder erfahren ihre Objekte auf natürliche Weise,<br />

ohne dazu durch vorherige Konditionierung genötigt zu sein. Folglich sind<br />

Handlungen, die spontan und ohne jede mentale Konditionierung ausgeführt<br />

werden, in ihrer Erfahrung rein und frei von Erinnerungen an vergangenes<br />

Glück oder Unglück. Daher, oh ihr Sinne, setzt eure Tätigkeiten fort, ohne über<br />

die Fußangel der Erinnerung zu stolpern. Diese Erinnerung oder mentale<br />

Konditionierung ist keine Tatsache, sondern in Wahrheit nicht-verschieden<br />

und nicht unabhängig vom unendlichen Bewusstsein. Sie kann daher leicht<br />

aufgelöst werden, indem man sie im Bewusstsein nicht wiederbelebt. Folglich,<br />

oh Gemüt, gib die Wahrnehmung der Vielfalt auf und erkenne, wie unreal<br />

die Idee deiner eigenen unabhängigen Existenz im unendlichen Bewusstsein<br />

ist – darin besteht die Befreiung.<br />

UDDALĀKA fuhr fort nachzudenken:<br />

In Wahrheit kann Bewusstsein nicht konditioniert werden – es ist unbegrenzt<br />

und subtiler als das subtilste Atom und folglich jenseits der Beeinflussung<br />

durch die mentale Konditionierung. Das Gemüt ruht im Ich-Sinn und das<br />

reflektierte Bewusstsein in den Sinnen – von daher taucht die Illusion der<br />

Selbstbegrenzung des Bewusstseins auf. Wenn dies wieder und wieder erfahren<br />

und ins Denken übernommen wird, erlangen der Ich-Sinn und die Illusion<br />

der Selbstbegrenzung eine scheinbare Realität. Jedoch bin ich Bewusstsein –<br />

unberührt von all diesem.<br />

Lass den Körper weiter in einer Welt leben, die durch seine unwissenden<br />

Aktivitäten ins Leben gerufen worden ist, oder er kann sie aufgeben – Ich bin<br />

Bewusstsein, das unberührt von all diesem ist. Bewusstsein, das unendlich<br />

und allesdurchdringend ist, hat weder Geburt und Tod, noch hat es einen<br />

Besitzer. Da es allesdurchdringend ist, hat es nichts zu gewinnen, wenn es als<br />

getrennte Einheit „lebt“. Geburt und Tod sind mentale Konzepte – das Selbst<br />

hat nichts mit ihnen zu schaffen. Nur das, was die Vorstellung des Ich-Sinns<br />

unterhält, kann ergriffen und gebunden werden – das Selbst ist frei vom Ich-<br />

Sinn und daher jenseits von Sein und Nicht-Sein.<br />

Der Ich-Sinn ist nichtige Illusion, das Gemüt ist wie eine Luftspiegelung,<br />

und die Objekte der Welt sind leblose Substanzen – wo ist da derjenige, der<br />

V:53<br />

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