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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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deren Eigenschaften. Von den verschiedenen erschaffenen Lebewesen sind<br />

einige (die Götter) in höheren Regionen, und andere in den niederen Reichen.<br />

Nach dem Bau dieser imaginären Stadt unterstellte der König sie dem<br />

Schutz der Geister. Diese Geister sind das Ahaækāra (Ego-Prinzip). Der König<br />

vergnügt sich von nun an in dieser Welt, in seinem Körper. In einem Moment<br />

gewahrt er die Welt im Wachzustand, und kurze Zeit danach richtet er seine<br />

Aufmerksamkeit abrupt auf die innere Welt, die er in seinen Träumen erlebt.<br />

So bewegt er sich von einer Stadt in die andere, von einem Körper zum anderen,<br />

von einer Ebene zur nächsten.<br />

Nach zahlreichen solchen Wanderungen entwickelt er schließlich Weisheit,<br />

verliert seine Illusionen betreffend diese Welten und ihre Vergnügungen, und<br />

erlangt durch das Aufhören all seiner Vorstellungen das Ende seiner Wanderung.<br />

Einmal scheint er sich der Weisheit zu erfreuen, während er im nächsten<br />

Moment schon wieder in den Sinnesfreuden gefangen ist. In weniger als einer<br />

Sekunde wird dann sein Verstehen verzerrt, wie im Falle eines kleinen, unvernünftigen<br />

Kindes. All diese Vorstellungen sind entweder wie dichte Finsternis<br />

(die Anlass zur Unwissenheit und zu Geburten in den niederen Reichen<br />

der Schöpfung geben) oder rein und transparent (die wiederum Anlass zur<br />

Weisheit geben und sehr nahe an die Wahrheit heranführen), oder sie sind<br />

unrein (und geben Anlass zum Auftauchen der Weltlichkeit), Sobald alle diese<br />

Vorstellungen aufhören, ist die Befreiung da.<br />

Auch wenn man sich selbst in jeder Art spiritueller Bestrebungen ergeht,<br />

und wenn man sogar die Götter als Lehrer hat, und auch wenn man im Himmel<br />

oder anderen Regionen sein sollte, kann Befreiung nicht anders als durch<br />

das Aufhören aller Vorstellungen erlangt werden. Das Wirkliche, das Unwirkliche<br />

und die Vermischung beider sind Vorstellungen und nichts anderes—<br />

diese Vorstellungen selbst sind weder wirklich noch unwirklich. Was sollte<br />

man dann in diesem Universum als real ansehen? Daher, mein Sohn, gib alle<br />

diese Vorstellungen, Gedanken und Absichten auf. Sobald sie aufhören, wendet<br />

sich das Gemüt auf natürliche Weise dem zu, was das Gemüt überschreitet<br />

– das unendliche Bewusstsein.<br />

DER JUNGE MANN fragte:<br />

Vater, bitte teile mir mit, wie dieses saÇkalpa (Vorstellung, Gedanke, Idee,<br />

Konzept) erscheint und wodurch es wächst und gedeiht.<br />

DùÁôRA sprach:<br />

Mein Sohn, wenn im unendlichen Bewusstsein dieses Bewusstsein seiner<br />

selbst als sein eigenes Objekt gewahr wird, dann wird der Same der Ideenbildung<br />

gesät. Dieser ganze Vorgang ist außerordentlich subtil. Jedoch schon<br />

bald wird er gröber und füllt sozusagen den gesamten Raum aus. Sobald sich<br />

das Bewusstsein in dieser Ideenbildung vergröbert, glaubt es, dass das Objekt<br />

verschieden vom Subjekt ist. Dann beginnt die Ideenbildung zu wachsen und<br />

zu gedeihen. Jede Ideenbildung vervielfältigt sich ganz von selbst. Dies führt<br />

IV:54<br />

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