19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

VI.2:1<br />

Sämtliche versammelten Weisen und andere Teilnehmer der Zusammenkunft<br />

verneigten sich vor Rāma. Dann sagte Vāsi«Âha zu Viśvamitra: „Bitte<br />

sage ihnen, wer Rāma wirklich ist.“ Viśvamitra sprach zu ihnen: „Rāma ist die<br />

höchste Person der Gottheit selbst. Er ist der Schöpfer, Beschützer und Erlöser.<br />

Er ist der Höchste Herr und der Freund aller. Er manifestiert sich auf<br />

verschiedene Art – manchmal als voll erleuchtetes Wesen, manchmal als<br />

Unwissender. In Wahrheit ist er der Gott der Götter, und sämtliche Götter sind<br />

nur Teilmanifestationen von ihm. Gesegnet ist dieser König Daśaratha, dessen<br />

Sohn Lord Rāma selbst ist. Gesegnet ist Rāvaïa, dessen Kopf durch die Hände<br />

Rāmas fallen wird. Oh Weiser Vāsi«Âha – bitte bringe ihn ins Körperbewusstsein<br />

zurück.“<br />

Vāsi«Âha sprach zu Rāma: „Oh Rāma, dies ist nicht die Zeit zuruhen! Erhebe<br />

dich und erfreue die Welt. Solange Menschen noch in Bindung leben, darf der<br />

Yogi sich nicht im Selbst verlieren.“ Rāma reagierte nicht auf diese Worte.<br />

Daraufhin betrat Vāsi«Âha das Herz Rāmas durch dessen suåumnā-nā¬ī. Das<br />

prāïa in Rāma begann sich zu regen und belebte sein Gemüt. Der jīva, der die<br />

Form des inneren Lichts hat, verteilt seinen Glanz auf sämtliche nā¬īs des<br />

Körpers. Rāma öffnete leicht die Augen und gewahrte Vāsi«Âha vor sich. Rāma<br />

sprach zu Vāsi«Âha: „Es gibt nichts, was ich tun oder unterlassen sollte. Jedoch<br />

müssen deine Worte stets gewürdigt werden.“ Indem er sprach, legte Rāma<br />

seinen Kopf auf die Füße des Heiligen und erklärte dann: „Hört alle her! Es<br />

gibt nichts Höheres als die Selbsterkenntnis, nichts Höheres als den Guru.“<br />

Alle versammelten Weisen und himmlischen Wesen ließen einen Blumenregen<br />

auf Rāma herniederund segneten ihn. Dann verliessen sie die Versammlung.<br />

So habe ich dir, oh Bharadvāja, die Geschichte von Rāma erzählt. Erlange<br />

durch Praxis dieses höchsten <strong>Yoga</strong> die höchste Seligkeit. Wer diesem Dialog<br />

zwischen Rāma und Vāsi«Âha immer wieder lauscht, ist befreit, was auch<br />

immer die Umstände seines Lebens sein sollten, und erlangt die Erkenntnis<br />

des Brahman.<br />

RĀMA fragte:<br />

Wenn man die Tätigkeiten und den Willen zur Ausübung von Tätigkeiten<br />

aufgibt, fällt der Körper weg. Wie kann ein lebendes Wesen dann weiterleben?<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Die Aufgabe der mentalen Konditionierungen und Ideen ist nur dem lebendigen<br />

Wesen möglich, nicht einem toten. Was ist kalpanā (Vorstellung oder<br />

mentale Aktivität)? Es ist nur der Ich-Sinn. Sobald dieser als nichts erkannt<br />

wird, wird der Ich-Sinn aufgegeben. Die im Innern durch das äußere Objekt<br />

erzeugte Idee nennt man kalpanā. Sobald diese Idee die Merkmale von Leerheit<br />

oder Raum annimmt, geschieht die Preisgabe der Idee. Erinnerung ist<br />

kalpanā. Die Weisen sagen daher, dass Nicht-Erinnern das Beste ist. Die Erinnerung<br />

umfasst alles, was man erfahren und auch noch nicht erfahren hat.<br />

518

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!