Yoga Vasistha

VI.2:70
frei von ihr werden.“ Nachdem sie so gesprochen hatte, „erweckte“ sie ihren
Gemahl, den Schöpfer, zum gewöhnlichen Bewusstsein und sprach ihn an:
„Hoher Herr, gewahre diesen Weisen hier, der zu uns gekommen ist. Er ist
unser Gast. Er ist der Sohn des Schöpfers einer anderen Welt. Es ist unsere
Pflicht als Haushälter, unsere Gäste zu ehren und willkommen zu heißen.“
Der Schöpfer der anderen Welt (des Felsens) öffnete die Augen. Er wurde
seiner eigenen „Glieder“ gewahr. Sofort erschienen vor ihm verschiedene
Wesen – Götter, Dämonen, Menschen usw. Er erblickte mich und auch seine
Frau, die vor ihm saß. Er begrüßte mich und bat mich, auf einem juwelengeschmückten
Sitz Platz zu nehmen. Ich erwiderte den Gruß und nahm auf
diesem Sitz Platz. Es ertönte himmlische Musik, und es wurden Hymnen
gesungen. Wir begrüssten einander respektvoll.
Dann fragte ich den zweiten Brahmā: „Hoher Herr, diese Himmelsbewohnerin
hat mich hierher gebracht und bat mich, euch beide zu unterweisen, damit
ihr erleuchtet werdet. Ist dies richtig und zutreffend? Denn du bist der
Höchste Herr all dieser Wesen und der Meister höchster Weisheit. Sie wird
nicht von Wünschen überwältigt. Wie geschah es, dass du sie als deine Frau
erschaffen hast und, falls dies den Tatsachen entspricht, weshalb hast du sie
nie beachtet und nicht die Ehe vollzogen?“
DER SCHÖPFER IM FELSEN erwiderte:
Oh Weiser, höre mich an, und ich werde dir alles erzählen, wie es geschehen
ist. Es gibt da nur ein einziges Bewusstsein, das ungeboren und still ist. In
ihm taucht eine winzige Bewegung auf, eine Vibration oder eine Welle. Das
ist, was ich bin. Ich bin essenziell reiner Raum. Ich ruhe im Selbst. Da ich ohne
jede Ursache und Stofflichkeit erschienen bin, werde ich als Selbst-geboren
bezeichnet. Ich wurde weder erschaffen noch sehe ich etwas. Was man hier
als dich und mich sehen und als diesen Dialog zwischen uns wahrnehmen
kann, ist wie zwei Wellen, die im Ozean auf einander treffen und einen Laut
erzeugen. Wir sind wie die Wellen des Ozeans – nicht verschieden vom Ozean
des unendlichen Bewusstseins. Wir sind nur Ideen, die darin spontan auftauchen.
Diese Dame hier, die davon verschieden zu sein scheint, wurde tatsächlich
niemals erschaffen, sie trat niemals ins Dasein; sie ist nur eine Idee, ein
Konzept, eine Gedankenwelle oder eine psychologische Konditionierung.
Dieser Körper wurde aus einer Spur des Ich-Sinns gemacht, der in mir existiert,
und sie ist sozusagen die Gottheit, die über den Ich-Sinn herrscht. Sie ist
deshalb weder meine Frau, noch wurde sie als solche erschaffen.
DER BRAHMĀ DER ANDEREN WELT fuhr fort:
Jetzt wünsche ich in die Ebene oder den Raum des unendlichen Bewusstseins
einzugehen. Daher habe ich diese Auflösung manifestiert, die die kosmische
Auflösung anzeigt. Und daher entstand in uns die Leidenschaftslosigkeit.
Wenn ich das kosmische Gemüt aufgebe und in das unendliche Bewusstsein
eintauche, ist die Zerstörung sämtlicher vāsanās (Ideen usw.) gewiss. Und
daher ist auch diese Frau hier (die ein verkörpertes vāsanā ist) leidenschaftslos
geworden und folgt mir.
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