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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Gemüt, bist stets erregt, während das Selbst stets im Frieden ist. Es kann<br />

folglich keinerlei Beziehung zwischen euch beiden geben. Wenn du jedoch im<br />

Zustand des samādhi oder in vollkommenem Gleichmut weilst, dann wirst du<br />

fest im Bewusstsein verankert sein ohne die Ablenkungen der Vielfalt, ohne<br />

die Ideen des Einen oder des Vielen. Dann wirst du realisieren, dass es nichts<br />

als das Selbst gibt, das unendliche Bewusstsein, welches als diese zahllosen<br />

Wesen leuchtet.<br />

VĪTAHAVYA fuhr fort zu kontemplieren:<br />

Oh ihr Sinne, ich fühle, dass ihr im Lichte meiner Ermahnungen alle verschwunden<br />

seid, denn ihr seid nur aus der Finsternis der Unwissenheit heraus<br />

entstanden. Oh Gemüt, gewiss ist der Anschein deiner Existenz nur zu<br />

deinem eigenen Kummer aufgetaucht! Sieh nur, was geschieht, sobald du<br />

existierst: Alle die zahllosen Wesen werden getäuscht und gehen in diesen<br />

Ozean der Sorgen ein mit all seinem Wohlstand und seinen Widerwärtigkeiten,<br />

seinen Krankheiten, seinem Altern und seinem Tod. Sieh nur, wie die Gier<br />

an den edlen Eigenschaften nagt und sie schließlich zerstört, wie Lust und<br />

Verlangen ihre Kraft verzehren und zerstreuen.<br />

Oh Gemüt, wenn du aufhörst zu sein, dann erblühen alle edlen und guten<br />

Eigenschaften. Dann gibt es den Frieden und die Reinheit des Herzens. Die<br />

Menschen fallen nicht Zweifel und Fehlern zum Opfer. Dann ist da die Freundschaft,<br />

die das Glück aller fördert. Ängste und Sorgen werden ausgetrocknet.<br />

Sobald die Finsternis der Unwissenheit vertrieben ist, erstrahlt das innere<br />

Licht. Mentale Störungen und Qualen hören auf, so wie der Ozean wieder<br />

ruhig wird, wenn der Wind sich legt. Dann entsteht aus dem Innern die<br />

Selbsterkenntnis, und die Realisation der Wahrheit setzt der Idee der Weltillusion<br />

ein Ende – nur noch das unendliche Bewusstsein leuchtet. Dann gibt es<br />

eine Erfahrung der Seligkeit, die der Unwissende mit all seinen Wünschen<br />

niemals erlangen kann. So wie aus verbrannten Blättern frische Keime sprießen<br />

können, so kann hier neues Leben auftauchen. Wer jedoch die Verwicklung<br />

in neue Täuschungen vermeiden will, ruht beständig in der Selbsterkenntnis.<br />

Das sind die Früchte deiner eigenen Abwesenheit, oh Gemüt, und<br />

darüber hinaus gibt es zahllose weitere. Oh Gemüt – du bist die Grundlage all<br />

unserer Hoffnungen und Wünsche. Wenn du aufhörst, dann hören auch alle<br />

diese Hoffnungen und Wünsche auf. Du hast nun die Wahl, ob du mit der<br />

Wirklichkeit eins sein oder als eine unabhängige Entität aufhörst zu existieren.<br />

Deine Existenz in der Identität mit und der Nichtverschiedenheit vom<br />

Selbst führt das Glück herbei, oh Gemüt. Sei daher fest in der Realisation<br />

deiner eigenen Unwirklichkeit verankert. Gewiss ist es töricht, das Glück zu<br />

verwerfen. Wenn du doch als das innerste Sein oder Bewusstsein von allem<br />

existierst – wer würde deine Inexistenz wünschen? Jedoch bist du keine reale<br />

Entität – dein Glück ist daher Täuschung. Du warst nie real, sondern du<br />

tratest aufgrund von Unwissenheit und Irreführung ins Dasein. Jetzt jedoch<br />

hast du, aufgrund der Ergründung deiner Natur und derjenigen der Sinne und<br />

V:83<br />

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