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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Wenn folglich Gemüt und Körper beständig mit der gegenseitigen Zerstörung<br />

befasst sind – wie kann es da Glücklichsein geben? Nur die Vernichtung<br />

des Gemüts kann dauerhaftes Glück bieten – daher versucht der Körper jeden<br />

Tag aufs Neue das Gemüt zu beseitigen (im Tiefschlaf). Bis jedoch die Selbsterkenntnis<br />

erlangt ist, fördert eines unwissentlich stets die Stärke des andern;<br />

und sie scheinen für einen gemeinsamen Zweck zusammenzuarbeiten –<br />

so wie Feuer und Wasser, obwohl von Natur aus einander entgegengesetzt,<br />

für einen gemeinsamen Zweck zusammenarbeiten (nämlich zum Kochen).<br />

Wenn das Gemüt aufhört zu sein, dann hört auch der Körper aufgrund des<br />

Aufhörens der Gedankenkraft und der mentalen Konditionierung auf; jedoch<br />

hört das Gemüt nicht einfach auf, wenn der Körper stirbt. Daher sollte man<br />

mit allen Kräften danach streben, das Gemüt zu töten. Das Gemüt ist wie ein<br />

Wald mit den Gedankenformen als Bäume und dem Verlangen als Büsche und<br />

Sträucher. Indem ich dies alles vernichte, erlange ich Seligkeit. Wenn das<br />

Gemüt erst einmal tot ist, dann ist es für mich gleichgültig, ob der aus Fleisch<br />

und Blut zusammengesetzte Körper existiert oder nicht. Dass ich nicht der<br />

Körper bin, ist offensichtlich, denn der Leichnam ist leblos!<br />

Wo die Selbsterkenntnis ist, dort sind weder das Gemüt noch die Sinne;<br />

auch nicht die Neigungen und Gewohnheiten (die Konzepte und Ideen). Ich<br />

habe diesen höchsten Zustand erlangt – ich bin siegreich hervorgegangen! Ich<br />

habe Befreiung (nirvāïa) erlangt. Ich habe mich über sämtliche Beziehungen<br />

mit Gemüt, Körper und den Sinnen erhoben, sowie das Öl, welches aus dem<br />

Samen gepresst wird, keinerlei Gemeinsamkeit mehr mit dem Samen hat. Für<br />

mich sind nun das Gemüt, der Körper und die Sinne Spielzeuge. Reinheit,<br />

vollkommene Erfüllung aller Wünsche (daher ihre völlige Abwesenheit),<br />

Freundlichkeit gegenüber allen, Weisheit, Stille und Seligkeit, Sanftheit der<br />

Rede, edler Großmut, Glanz, Einsgerichtetheit, Verwirklichung der kosmischen<br />

Einheit, Furchtlosigkeit, Abwesenheit des geteilten Bewusstseins, Klarheit<br />

des Verstandes – alle diese sind meine ständigen Begleiter. Da stets und<br />

immer alles an jedem Ort auf seine Art und Weise geschieht, gibt es in mir<br />

weder Wunsch noch Abneigung gegen irgendetwas, sei dies nun erfreulich<br />

oder unerfreulich. Da alle Täuschungen geendet haben, da das Gemüt aufgehört<br />

hat zu sein und alle bösen Gedanken verschwunden sind, ruhe ich im<br />

Frieden in meinem Selbst.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Der Weise Uddālaka setzte sich dann zum meditieren in die Lotosposition,<br />

mit halbgeschlossenen Augen. Er sprach das heilige Wort OM aus, welches<br />

den höchsten Zustand verleiht. Er intonierte OM so, dass die Vibrationen sein<br />

ganzes Wesen bis zur Krone seines Kopfes erfüllten. Als ersten Teil seiner<br />

Übung atmete er vollständig aus. Es war, als würde die gesamte Lebenskraft<br />

den Körper aufgeben und frei im Raum (Dimension) des reinen Bewusstseins<br />

schweben. Das Feuer, das nun in seinem Herzen entstand, verbrannte seinen<br />

ganzen Körper. (Diese Übungen praktizierte Uddālaka ohne die gewaltsamen<br />

Disziplinen des Hatha <strong>Yoga</strong>, denn Hatha <strong>Yoga</strong> führt zu Schmerzen).<br />

V:54<br />

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