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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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daraus erfolgende innere Stille ist weder die Hingabe an Lord Vi«ïu noch die<br />

Selbsterkenntnis möglich. Nimm daher deine Zuflucht zur Selbsterforschung<br />

und dazu, alle Verwirrung zu beseitigen, und verehre auf diese Weise das<br />

Selbst – wenn du darin erfolgreich bist, dann hast du die Vollkommenheit<br />

erlangt; falls nicht, dann bist du nicht mehr als ein wilder Esel.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Wenn du Lord Vi«ïu und andere verehrst, weshalb verehrst du dann nicht<br />

auch dein eigenes Selbst? Lord Vi«ïu wohnt in Wahrheit in allen Wesen als<br />

deren innerstes Sein. Gewiss sind dies die schlechtesten unter den Menschen,<br />

die Vi«ïu außen suchen und ihn in ihrem eigenen Innern missachten. Die<br />

primäre Wohnung des Höchsten Herrn befindet sich im Herzensinnern aller<br />

Wesen – das ist sein ewiger Körper. Die Gestalt, die zusammen mit dem Muschelhorn,<br />

dem Diskus und dem Streitkolben usw. gesehen wird, ist die sekundäre<br />

Form des Selbst. Wer die höchste Wahrheit aufgibt und hinter den<br />

sekundären Aspekten herrennt, benimmt sich wie jemand, der ein wirksames<br />

Medikament fortwirft und sich auf die vergebliche Suche nach einer anderen<br />

Kur begibt. Wer nicht in der Lage ist, mit vollkommener Aufmerksamkeit das<br />

innewohnende Selbst zu betrachten und daher die Weisheit betreffend das<br />

Selbst nicht erlangen kann, sollte sich mit der Verehrung der äußeren Gestalt<br />

von Lord Vi«ïu befassen. Durch die mit dieser Praxis erzielten Ergebnisse<br />

wird das Gemüt nach und nach gereinigt und vorurteilsfrei. Wenn diese Praxis<br />

fortgesetzt wird mit Intelligenz und Weisheit, entstehen im Laufe der Zeit<br />

Freude und Frieden im Herzen, und man erlangt Reife und Befähigung zur<br />

Selbsterforschung. Tatsächlich ergibt sich dies auch aus dem Selbst – die<br />

Verehrung von Lord Vi«ïu (wie sie genannt wird) ist nur ein Vorwand dafür.<br />

Welche Segnungen auch immer von Lord Vi«ïu erhalten werden – sie<br />

kommen in der Tat vom Selbst allein zu demjenigen, der die Erforschung der<br />

wahren Natur des Selbst praktiziert. Alle diese unterschiedlichen Praktiken<br />

und alle Segnungen, die aus ihnen zu entspringen scheinen, gründen allesamt<br />

auf dem Verstehen und dem Meistern des eigenen Gemüts; so wie die Erde<br />

die Grundlage für all die unterschiedlichen Nahrungsmittel ist. Sogar für das<br />

Pflügen der Erde und das Entfernen der Steine muss man das eigene Gemüt<br />

meistern !<br />

Man mag sich während tausend Leben auf dem Rad von Tod und Geburt<br />

drehen – aufhören wird dies erst, wenn man das Gemüt vollkommen gemeistert<br />

und es den Zustand des höchsten Friedens und Gleichmuts erlangt hat.<br />

Niemand in den drei Welten, nicht einmal die Götter oder die Personen der<br />

Trinität, können einen Menschen vor den Torturen des verwahrlosten Gemüts<br />

bewahren.<br />

Deshalb, oh Rāma, gib all die illusorischen Erscheinungen der objektiven<br />

Welt auf, ob diese nun in dir oder außerhalb von dir auftreten. Meditiere über<br />

die einzige Wirklichkeit des Bewusstseins, damit die Geburtenfolge aufhören<br />

möge. Koste durch entschlossenes Abweisen der Objektivität des Bewusst-<br />

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