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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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III:81<br />

Objekte erscheinen. Obgleich es so aussieht, als ob all dies geschah, ist die<br />

durch sie hervorgerufene Wirkung doch nichts als reine Phantasie, denn<br />

nichts ist geschehen. Folglich ist es sowohl Bewusstsein als auch Trägheit –<br />

der Täter und der Nicht-Täter.<br />

Die Wirklichkeit des Feuers ist dieses Selbst oder Bewusstsein, obwohl das<br />

Selbst weder brennt noch verbrannt wird, da es die Wirklichkeit in allem ist<br />

und unendlich. Es ist das ewige Licht, welches in der Sonne, dem Mond und<br />

dem Feuer scheint, aber unabhängig ist. Es leuchtet sogar dann noch, wenn<br />

jene untergegangen sind – es erleuchtet alles aus allem heraus. Es allein ist<br />

die Intelligenz, die Bäumen, Pflanzen und Kletterpflanzen innewohnt und sie<br />

erhält. Dieses Selbst oder unendliche Bewusstsein ist, vom gewöhnlichen<br />

Standpunkt her gesehen, der Schöpfer, der Erhalter und der Gebieter von<br />

allem. Und doch – von einem absoluten Standpunkt her betrachtet – hat es in<br />

Wirklichkeit als das Selbst von allem keine dieser begrenzten Rollen.<br />

Unabhängig von diesem Bewusstsein gibt es keine Welt – auch die Berge<br />

sind im atomischen Selbst. In ihm entstehen Bilder eines Momentes und einer<br />

Epoche, die wie reale Zeitabläufe erscheinen, so wie Dinge im Traum wirklich<br />

erscheinen. Im Zeitraum eines Augenblinzelns existiert eine ganze Epoche, so<br />

wie eine riesige Stadt in einem Spiegel erscheint. Wenn dies so ist – wie kann<br />

man dann noch die Realität von Dualität oder Non-Dualität geltend machen?<br />

Dieses atomische Selbst oder unendliche Bewusstsein allein ist es, welches<br />

als ein Moment oder eine Epoche, als nah oder fern erscheint, und es gibt<br />

nichts, was getrennt von ihm ist. Diese Aussage ist in keiner Weise widersprüchlich<br />

in sich selbst.<br />

Solange man das Schmuckstück als Schmuckstück sieht, wird es nicht als<br />

Gold gesehen, aber wenn klar ist, dass „Schmuckstück“ nur ein Wort und<br />

nicht die Wirklichkeit ist, dann wird das Gold gesehen. Auf dieselbe Weise<br />

geschieht es, dass das Selbst nicht gesehen wird, wenn man die Welt für wirklich<br />

hält. Wird diese Annahme jedoch aufgegeben, dann wird Bewusstsein<br />

realisiert. Es ist das alles – folglich ist es wirklich. Es wird nicht erfahren –<br />

daher ist es unwirklich. Was erscheint, ist nichts als die Zauberei von Māyā,<br />

die eine Trennung im Bewusstsein erschafft – in Subjekt und Objekt. Sie ist so<br />

wirklich wie eine geträumte Stadt. Weder wirklich noch unwirklich, ist sie<br />

nichts als eine andauernde Täuschung. Es ist die Annahme der Getrenntheit,<br />

die die Vielfalt erschafft, vom Schöpfer Brahmā bis hin zum winzigen Insekt.<br />

So wie ein einziger Same alle die vielfältigen Eigenschaften des Baumes alle<br />

Zeit in sich bewahrt, so existiert diese Vielfalt alle Zeit im Selbst, aber als<br />

Bewusstsein.<br />

KARKAèĪ sprach:<br />

Ich bin hoch erfreut über die Antworten deines Ministers, oh König. Nun<br />

würde ich gern deine Antworten vernehmen.<br />

DER KÖNIG sprach:<br />

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