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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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RùMA fragte: Heiliger Herr, du sagtest, dass das Gemüt materialisiert, woran<br />

es denkt. Nun jedoch sagst du, dass Bindung gar nicht existiere! Wie können<br />

diese beiden Aussagen vereinbart werden?<br />

VASIåèHA erwiderte: Oh Rāma, das Gemüt stellt sich im Zustand der Unwissenheit<br />

die Bindung nur vor. Die Bindung existiert nur in diesem Zustand<br />

der Unwissenheit. So wie Traumobjekte beim Erwachen des Träumers verschwinden,<br />

so existieren in den Augen des Erleuchteten all diese als Bindung<br />

und Befreiung bekannten Halluzinationen überhaupt nicht.<br />

* * *<br />

Die Geschichte von den drei inexistenten Prinzen<br />

III:101<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Die folgende interessante Legende illustriert dies. Höre gut zu. Ein kleiner<br />

Junge bat einmal sein Kindermädchen um eine Geschichte. Das Kindermädchen<br />

erzählte ihm die folgende Geschichte, der der Junge mit großer Aufmerksamkeit<br />

lauschte:<br />

Es gab einmal in einer Stadt, die nicht existierte, drei Prinzen, die sehr tapfer<br />

und glücklich waren. Zwei von ihnen waren noch nicht geboren, und der<br />

dritte noch gar nicht gezeugt. Leider starben alle ihre Verwandten. Die Prinzen<br />

verließen ihre Geburtsstadt, um irgendwo anders hinzugehen. Schon bald<br />

fielen sie wegen der großen Hitze in Ohnmacht. Ihre Füße wurden von heißem<br />

Sand verbrannt. Die Spitzen der Grashalme stachen sie. Sie erreichten<br />

die Schatten von drei Bäumen, von denen zwei überhaupt nicht existierten,<br />

während der dritte noch nicht einmal gepflanzt war. Nachdem sie dort einige<br />

Zeit geruht und die Früchte dieser Bäume gegessen hatten, gingen sie weiter.<br />

Sie erreichten die Ufer dreier Flüsse, von denen zwei trocken und der dritte<br />

ohne Wasser war. Die Prinzen nahmen ein erfrischendes Bad und stillten<br />

ihren Durst. Dann erreichten sie eine riesige Stadt, die gerade erbaut werden<br />

sollte. Sie betraten sie und fanden darin drei Paläste von außerordentlicher<br />

Schönheit. Von diesen waren zwei noch nicht gebaut, und der dritte hatte<br />

keine Mauern. Sie betraten die Paläste und fanden drei goldene Teller vor.<br />

Zwei davon waren entzwei gebrochen, und der dritte war pulverisiert. Sie<br />

nahmen den einen, der pulverisiert war. Sie nahmen ferner 99 Gramm minus<br />

100 Gramm Reis und kochten ihn. Dann luden sie drei heilige Männer als ihre<br />

Gäste ein, von denen zwei keinen Körper und der dritte keinen Mund hatte.<br />

Nachdem diese heiligen Männer das Essen zu sich genommen hatten, aßen<br />

die drei Prinzen den Rest der gekochten Nahrung. So waren sie in sehr angenehmer<br />

Stimmung. In dieser Stadt lebten sie eine lange Zeit in Frieden und<br />

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