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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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RĀMA fragte:<br />

Hoher Herr, als die vāsanā (mentale Konditionierung) des Königs VipaÁcit<br />

nur eine war, wie kam es dann, dass sie sich vervielfältigte und zu den verschiedenen<br />

Ergebnissen in den vier VipaÁcits führte?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Die vāsanās der Wesen werden durch wiederholtes Darandenken und Wiederholung<br />

ihrer Wirkungen entweder dicht oder flüchtig. Sie sind außerdem<br />

dem Einfluss von Zeit, Ort und Aktivität unterworfen. Wenn sie „flüchtig“<br />

werden, verwandeln sie sich in etwas anderes; sind sie dagegen tief verwurzelt,<br />

verwandeln sie sich nicht. Auf der einen Seite sind da Zeit, Ort und Aktivität<br />

(die Wiederholung der aus den vāsanās geborenen Gewohnheiten) – auf<br />

der anderen Seite ist es das vāsanā (mentale Konditionierung) selbst. Beide<br />

(Umstände und das vāsanā selbst) üben eine wechselseitige Wirkung aufeinander<br />

aus. Das Stärkere gewinnt. So wurden diese vier VipaÁcits in alle<br />

Himmelsrichtungen gezogen, obgleich sie zu Beginn mit denselben vāsanās<br />

ausgestattet waren: Zwei von ihnen wurden im Netz der Unwissenheit gefangen,<br />

einer wurde befreit und der andere wurde zu einem Reh.<br />

Sogar jetzt sind diese beiden, die sich im Netz der Unwissenheit verfangen<br />

haben, immer noch nicht fähig, sich aus ihrer Lage zu befreien. Die Unwissenheit<br />

ist sozusagen auch unendlich, weil ihr keinerlei reale Existenz zukommt.<br />

Entwickelt man jedoch das innere Licht und ergründet mit Hilfe<br />

dieses Lichtes die Unwissenheit, dann verschwindet sie in einem Augenblick.<br />

Der VipaÁcit, der von einem Land zum anderen und von einer Welt zur<br />

nächsten wanderte, sah eine illusorische Schöpfung. Er erblickte eine illusorische<br />

Welt, die in Wahrheit nichts als Brahman war. Irgendwie kam er dann<br />

mit einem heiligen Mann in Kontakt. Mit seiner Hilfe realisierte VipaÁcit die<br />

Wahrheit über die illusorische Natur der Welt und erkannte unverzüglich das<br />

unendliche Bewusstsein oder Brahman. Genau in diesem Moment hörte seine<br />

Unwissenheit (wie auch sein Körper) auf zu existieren.<br />

So habe ich dir also, oh Rāma, die Geschichte von VipaÁcit erzählt. Diese<br />

Unwissenheit ist so unendlich wie Brahman unendlich ist, denn die Unwissenheit<br />

besitzt keinerlei von Brahman getrennte unabhängige Existenz. Es ist<br />

das unendliche Bewusstsein allein, welches hier und da und ab und zu all die<br />

zahllosen Universen und Welten erblickt. Wird diese Wahrheit nicht realisiert,<br />

nennt man dies Unwissenheit; wird sie dagegen erkannt, dann wird das<br />

gleiche Bewusstsein als Brahman bezeichnet. Eine Trennung zwischen beiden<br />

gibt es nicht, denn diese Trennung ist unwirkliche Unwissenheit, die in<br />

Wahrheit Brahman selbst ist. Die Trennung scheint im Bewusstsein aufzutauchen<br />

und ist daher nicht verschieden vom Bewusstsein. Folglich ist Brahman<br />

allein die Welterscheinung und die Trennung ist Bewusstsein.<br />

RĀMA fragte:<br />

Wie konnte es kommen, dass VipaÁcit das von Brahmā dem Schöpfer geschaffene<br />

Schädeldach des Universums nicht zu erreichen vermochte?<br />

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