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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.1:69<br />

dem man weiß: „Da ist kein ‚Ich‘, noch sind da andere oder das Gemüt oder<br />

irgendetwas aus dem Gemüt Entstandenes“, in dem man weiß: „‘Ich‘ ist nichts<br />

als eine Idee in diesem Universum, und hier ist wirklich reines Sein" – dies<br />

wird als Schweigen des Tiefschlafs bezeichnet. Wo kann in diesem reinen<br />

Sein, welches unendliches Bewusstsein ist, “Ich“ oder „etwas anderes“ sein?<br />

RùMA fragte:<br />

Wie gelangten die einhundert Rudras ins Dasein, oh Weiser?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Der Bettelmönch (bik«hu) träumte die einhundert Rudras. Was diejenigen,<br />

deren Gemüter klar und nicht von Unreinheiten verdunkelt sind, sich vorstellen<br />

oder willentlich ins Dasein rufen, dies erfahren sie dann als real. Welche<br />

Gedankenform auch immer in dem einen, unendlichen Bewusstsein auftaucht,<br />

erscheint als solche.<br />

RùMA fragte erneut:<br />

Warum, oh Weiser, beschloss Lord Śiva unbekleidet und auf dem Begräbnisplatz<br />

zu leben, mit menschlichen Schädeln als Schmuck und bestrichen mit<br />

Asche, wie einer, dervon Lust überwältigt werden kann?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Das Verhalten der Götter, der vollkommenen Wesen und der befreiten Weisen<br />

wird nicht bestimmt von Regeln oder Vorschriften, welche von unwissenden<br />

Menschen erfunden werden. Wird jedoch das Betragen der Unwissenden,<br />

deren Gemüt aufs schwerste konditioniert ist, andererseits nicht durch Vorschriften<br />

und Regeln des Betragens gesteuert, dann entsteht Unordnung, in<br />

der die großen Fische die kleinen fressen. Der Mensch der Weisheit jedoch<br />

ertrinkt nicht in dem, was als wünschenswert oder nicht wünschenswert gilt,<br />

denn er hat seine Sinne auf natürliche Weise unter Kontrolle und ist wachsam<br />

und gewahr. Er lebt und arbeitet ohne Vorsatz dazu. Er reagiert auf die Ereignisse<br />

nicht auf der Grundlage der Kausalität; seine Handlungen sind rein und<br />

spontan (so wie die Kokosnuss ohne kausalen Zusammenhang mit der auf<br />

dem Baum landenden Krähe niederfällt). Es kann auch sein, dass er überhaupt<br />

nichts tut!<br />

Auf ähnliche Weise handeln sogar die Mitglieder der Trinität (Brahmā,<br />

Vi«ïu und Áiva) in ihren Inkarnationen. Und die Tätigkeiten der Erleuchteten<br />

sind jenseits von Lob und Tadel, jenseits von Annahme und Zurückweisung,<br />

denn sie haben nicht die Idee von „Dies ist meins“ und „Dies ist ein anderes“.<br />

Ihre Handlungen sind so rein wie das Feuer.<br />

Ich möchte nicht weiter auf die Form von mouna als das Schweigen der<br />

Entkörperten eingehen, da du noch verkörpert bist. Aber ich werde sie nun<br />

kurz beschreiben. Diejenigen, die voll erwacht sind, beständig in samādhi<br />

verweilen und als gänzlich erleuchtet gelten, werden sāækhya-yogis genannt.<br />

Diejenigen, die durch prāïāyāma usw. den Zustand des körperlosen Bewusstseins<br />

erlangt haben, werden yoga-yogis genannt. Tatsächlich sind beide im<br />

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