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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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Verkörperungen zurückverfolgen und die ihnen zugrundeliegende Einheit<br />

wieder herstellen.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Nachdem er die Dinge so bedacht hatte, ging Rudra dorthin, wo der Körper<br />

des Bettelmönchs lag. Er hieß ihn erwachen und sich an all das erinnern, was<br />

bisher geschehen war. Der Bettelmönch erkannte Rudra als sein eigenes<br />

Selbst und erinnerte sich ferner an alle vergangenen Erlebnisse.<br />

Dann gingen beide dorthin, wo JīvaÂa in demselben unendlichen Bewusstsein<br />

gelebt hatte. Sie wiederbelebten seinen Körper. Alle drei waren in der Tat<br />

nur einer. Alle drei, verblüfft über dieses Mysterium, begaben sich dann dorthin,<br />

wo der von seiner Frau umarmte, schlafende Brāhmane lag. Sie erweckten<br />

sein Bewusstsein. Dann gingen sie zum König, der schlafend in seinem<br />

königlichen Schlafgemach lag, umgeben von Nymphen. Sie erweckten auch<br />

seine innere Intelligenz. Auch der König zeigte sich fasziniert im Angesicht<br />

der Wahrheit. Alle zusammen gingen nun dorthin, wo der Schwan lebte –<br />

derselbe Schwan, der dann Rudra wurde.<br />

Sie durchzogen die Welt der einhundert Rudras der Vergangenheit. Sie erkannten,<br />

dass alle diese verschiedenen, illusorischen Ereignisse, die scheinbar<br />

stattgefunden hatten, nur in diesem einen, unendlichen Bewusstsein<br />

geschehen waren. Die eine Form war sozusagen zu vielen geworden. Diese<br />

einhundert Rudras durchdrangen das gesamte Universum und waren allgegenwärtig.<br />

Aufgrund der Tatsache, dass der jīva auf allen Seiten von der Welt umgeben<br />

ist, wie sie aus ihm entsteht, gewahren die unerwachten jīvas einander nicht<br />

und verstehen einander nicht. So wie sämtliche Wellen von derselben Substanz<br />

und daher eines sind, so erkennen die erwachten jīvas ihr Einssein und<br />

verstehen sich gegenseitig. Jeder jīva besitzt seine eigene illusorische Welterscheinung.<br />

Wenn jedoch diese Welterscheinung der jīvas ergründet wird,<br />

führt dies unfehlbar zu demselben, unendlichen Bewusstsein, und zwar auf<br />

dieselbe Weise, wie das Graben an einer beliebigen Stelle des Erdreichs überall<br />

nur leeren Raum enthüllt.<br />

Unterscheidendes Bewusstsein bedeutet Bindung – Befreiung ist die Abwesenheit<br />

davon. Was dir gefällt – das bejahe und bleibe dabei. Denn zwischen<br />

beiden gibt es keinen Unterschied, da in beiden nur Gewahrsein und nichts<br />

anderes ist. Wer würde den Verlust von etwas betrauern, was nur in der<br />

Unwissenheit existiert? Das, was durch „Stillsein“ gewonnen wird, existiert<br />

bereits; es ist daher schon längst „gewonnen“ worden!<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Alle von ihnen erlangten zusammen mit Lord Rudra ihr spirituelles Bewusstsein.<br />

Erkennend, dass sie ein Teil von Rudra waren, wurden sie glücklich.<br />

Rudra betrachtete das Spiel von Māyā, wie es entstand, und er inspirierte<br />

die anderen dazu, wieder ihre Rolle darin zu spielen und nach diesen scheinbar<br />

unabhängigen Existenzformen zu ihm zurückzukehren. Er versicherte<br />

VI.1:64<br />

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