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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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festiert sich dann als die verschiedenen Wesen – wie in einem kosmischen<br />

Traum. Unberührt davon, verbleibt dieser heilige Mann stets reines Bewusstsein.”<br />

VASIåèHA sagte: Im Schöpfer gibt es weder einen Seher noch ein Objekt der<br />

Wahrnehmung. Doch er wird auch als ‚selbst-erschaffen’ bezeichnet. Er erstrahlt<br />

im kosmischen Bewusstsein wie das Bild im Geist eines Künstlers.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Im Schöpfer gibt es keinerlei Erinnerung an die Vergangenheit, weil er keinerlei<br />

vorhergegangenes Karma in sich trägt. Er besitzt nicht einmal einen<br />

physischen Körper, denn das Ungeborene besteht nur aus spiritueller Substanz.<br />

Sterbliche Wesen haben zwei Körper – nämlich den physischen und<br />

den spirituellen. Der ungeborene Schöpfer jedoch hat nur den spirituellen, da<br />

die Ursache, die den physischen entstehen lässt, nicht in ihm existiert.<br />

Selbst nicht erschaffen, ist er der Erschaffer aller Wesen. Gewiss ist das Geschaffene<br />

(wie das Schmuckstück) stets von derselben Substanz wie das, aus<br />

dem es erschaffen wurde (Gold). Wie der Gedanke des Schöpfers die Ursache<br />

dieser mannigfaltigen Schöpfung ist und der Schöpfer selbst keinen physischen<br />

Körper hat, so ist wahrhaftig auch diese Welt von der Natur des Gedankens<br />

– ohne jede Materialität.<br />

Ein Pulsieren entstand im Schöpfer, und sein Gedanke breitete sich als das<br />

Universum aus. Diese Bewegung brachte den subtilen Körper (bestehend aus<br />

reinem Geist) aller Lebewesen hervor. Nur aus Gedanken bestehend, sind all<br />

diese Wesen nur scheinbar, obgleich sie alle fühlen, dass sie wirklich sind.<br />

Und diese Scheinhaftigkeit, die als wirklich empfunden wird, erzeugt realistische<br />

Ergebnisse oder Konsequenzen, so wie sexuelles Vergnügen in einem<br />

Traum. Vergleichbar damit scheint auch der Schöpfer (der heilige Mann in<br />

der Geschichte) einen Körper zu haben, obwohl er überhaupt keinen hat.<br />

Auch der Schöpfer ist zweifacher Natur, nämlich Bewusstsein und Denken.<br />

Bewusstsein ist rein, Denken ist der Täuschung unterworfen. Auf diese Weise<br />

scheint er zu sein. Er ist die Intelligenz, die das gesamte Universum aufrechterhält.<br />

Jeder Gedanke, der in dieser Intelligenz auftaucht, lässt eine Form<br />

entstehen. Obgleich alle diese Formen aus reinem Geist sind, kristallisieren<br />

sie aufgrund des Selbstvergessens und der Vorstellung von physischen Formen<br />

zu physischen Formen – so wie gestaltlose Kobolde aufgrund der getäuschten<br />

Wahrnehmung eine Gestalt zu haben scheinen.<br />

Der Schöpfer selbst jedoch ist dieser Täuschung nicht unterworfen. Denn er<br />

verbleibt stets in seiner spirituellen, nicht materiellen Natur. Der Schöpfer ist<br />

spirituell, weshalb auch seine Schöpfung in ihrer Essenz spirituell ist. Diese<br />

Schöpfung ist unverursacht. Folglich ist sie in ihrer Essenz rein spirituell, wie<br />

das Höchste Sein, Brahman, selbst. Die Materialität der Welt ist wie das Luftschloss<br />

– eine illusionäre Projektion des eigenen Gemüts – eine Einbildung.<br />

Der Schöpfer ist das Gemüt, und das Gemüt oder reine Intelligenz sind sein<br />

Körper. Dem Gemüt ist das Denken eingeboren. Das Objekt der Wahrneh-<br />

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III:4

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