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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Ohne die richtigen Verfahrensweisen ist es nicht möglich, „das Gemüt zu<br />

töten“. Die Erkenntnis des Selbst, die Gemeinschaft mit Heiligen, die Aufgabe<br />

der Konditionierung und die Zurückhaltung des prāïa sind die Mittel zur<br />

Überwindung des Gemüts. Diese nicht zu würdigen und anstelle dessen zu<br />

groben Methoden wie HaÂha <strong>Yoga</strong>, Askesepraktiken, Pilgerfahrten, Riten und<br />

Ritualen zu greifen, ist reine Zeitverschwendung. Nur die Selbsterkenntnis<br />

verleiht dir die höchste Seligkeit. Nur der Mensch der Selbsterkenntnis kann<br />

als wahrhaft lebender Mensch bezeichnet werden. Erlange daher die Selbsterkenntnis,<br />

oh Rāma.<br />

<strong>Vasistha</strong> fuhr fort:<br />

Jemand, der durch Selbstergründung auch nur ein wenig Kontrolle über<br />

sein Gemüt erlangt hat, hat dadurch schon das Ziel seines Lebens erreicht.<br />

Denn die Selbstergründung wird in seinem Herzen Fuß fassen. Sobald eine<br />

solche Ergründung von Leidenschaftslosigkeit begleitet und im Verlaufe der<br />

Praxis stabil geworden ist, kommen alle edlen Eigenschaften von selbst zu<br />

ihm. Die Unwissenheit und deren Gefolge kümmert ihn nicht, wenn er vollständig<br />

in der Selbstergründung verankert ist und alles was ist, ohne Verzerrung<br />

betrachtet. Wenn er erst einmal einen festen Stand im spirituellen Bereich<br />

hat, dann wird er nicht von den Räubern namens Sinnesvergnügen<br />

übemannt werden.<br />

Die Sinnesvergnügen überwältigen jedoch denjenigen, der nicht fest verankert<br />

ist. Wer sich nicht beständig mit der Selbstergründung befasst und daher<br />

nicht andauernd des Selbstes gewahr ist, der kann nur als toter Mann bezeichnet<br />

werden. Daher, oh Rāma, praktiziere unablässig diese Ergründung.<br />

Sie vertreibt die Finsternis der Unwissenheit und enthüllt die Wahrheit. Und<br />

die Erkenntnis der Wahrheit vertreibt alles Leid. Mit der Erkenntnis kommt<br />

auch deren Erfahrung. Wenn das innere Licht, entzündet durch richtiges<br />

Studium der Schriften und die Ergründung der in ihnen niedergelegten<br />

Wahrheit, die Erkenntnis und die aus ihr entstehende Erfahrung beleuchtet,<br />

dann wird ihre vollkommene Identität realisiert. Dieses innere Licht wird von<br />

den Heiligen als Selbsterkenntnis erachtet, und die Erfahrung dessen ist ein<br />

integraler Bestandteil der Selbsterkenntnis und nicht verschieden davon. Wer<br />

die Selbsterkenntnis erlangt hat, ist auf ewig eins mit dieser Erfahrung. Noch<br />

lebend ist er befreit, und er lebt fortan wie der Kaiser dieser Welt.<br />

Ein solcher Weiser ist nicht verwirrt durch die verschiedenen Erfahrungen,<br />

denen er scheinbar unterworfen ist, ob diese nun vom Beobachter als erfreulich<br />

oder unerfreulich angesehen werden. Er ist weder gebunden noch überwältigt<br />

von Vergnügen, noch existiert in ihm ein Verlangen nach Vergnügen.<br />

Er lebt völlig befriedigt in seinem eigenen Selbst. Er ist an nichts und niemanden<br />

gebunden, und er trägt weder Groll noch Hass in seinem Herzen. Er<br />

erschrickt weder vom Geschrei eines Feindes noch vom Brüllen eines Löwen<br />

im Urwald. Weder frohlockt er beim Anblick eines blühenden Gartens, noch<br />

ist er beunruhigt, wenn er eine Wüste durchqueren muss. Im Innern immer<br />

frei, ist er mit den Tätigkeiten befasst, die im gegebenen Moment auf ihn<br />

V:93<br />

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