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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.2:53,<br />

54<br />

die Schriften dies so tun. In meiner Sichtweise ist es reiner und höchster<br />

Friede. In diesem existieren die unendlichen Möglichkeiten wie Figuren im<br />

unbehauenen Marmorblock. Das höchste Selbst ist daher zurselben Zeit<br />

mannigfaltig und nicht mannigfaltig. Nur wenn du keine Selbsterkenntnis<br />

besitzt, tauchen in dir Zweifel auf.<br />

Die Wahrnehmung von Vielfalt geschieht wegen der Getrenntheit, die im<br />

Selbst auftaucht. Das Selbst jedoch ist ohne jedwede Getrenntheit in Raum,<br />

Zeit usw. Das Selbst ist das Substratum und die ungeteilte Realität von Zeit,<br />

Raum usw. –so wie der Ozean aus Wellen besteht. Die Realität ist daher ungeteilt<br />

und geteilt, sie ist und ist nicht. Das nicht herausgehauene Bildnis im<br />

Marmorblock mag man irgendwann herausmeisseln, jedoch ist es unmöglich,<br />

die Welt aus dem unendlichen Bewusstsein herauszuholen. Obwohl es geteilt<br />

erscheint und doch ungeteilt ist, scheint es nur von der Totalität verschieden<br />

zu sein und ist doch nicht wirklich verschieden von dieser.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Die Realität ist das unendliche, ungeteilte Bewusstsein, welches, da es kein<br />

Objekt der Beobachtung ist, nichtkennbar ist. Brahmā, Viåņu, Rudra usw. sind<br />

Namen, die durch wiederholte Verwendung als real angesehen werden. Die<br />

Schöpfung, die weder eine Ursache noch einen Grund hat, ist inexistent. Jedoch<br />

vermag man weder mit Gewissheit zu sagen, dass da Nicht-Existenz ist,<br />

noch dass da etwas existiert.<br />

Wenn das eigene Gemüt in vollkommener Stillheit ruht, dann ist das, was<br />

ist, die Realität. In dieser Realität scheint die Welt zu sein. Die Welterscheinung<br />

entsteht nicht aus dem Nichts! Daher muss man schlussfolgern, dass<br />

Brahman allein ist – sogar in der Gestalt dieser Schöpfung. Die Schöpfung ist<br />

nichts als ein Wort, ein Name. Die Wirklichkeit ist Brahman. „Ich“, „du“ und<br />

„die Welt“ sind Namen, die in Brahman als Brahman existieren.<br />

Der Ozean, die Berge, die Wolken, Erde usw. sind alle das Ungeborene und<br />

unerschaffen. Dieses Universum existiert in Brahman als die Große Stille<br />

(kāåÂha mauna – die Stille eines Holzklotzes). Der Seher existiert in der Szene<br />

als Sehen – aufgrund seiner eigenen Natur. Der Täter existiert als Tat, denn es<br />

gibt für ihn keinen Grund, irgendetwas zu tun. Es gibt in ihm weder einen<br />

Kenner noch einen Täter, weder Leblosigkeit noch einen Erfahrenden, weder<br />

Leerheit noch Substanz. Leben und Tod, Wahrheit und Falschheit, Gut und<br />

Böse – alle diese sind von gleicher Substanz, wie Wellen im Ozean. Die Trennung<br />

zwischen dem Seher (Subjekt) und der Szene (dem Objekt) ist Fantasie.<br />

Die Ursache dieser Schöpfung ist nicht auffindbar, wie sehr man sich auch<br />

bemühen mag. Was ohne Grund und Ursache strahlt, ist gewiss inexistent, es<br />

sei denn als Illusion. Es existiert als es selbst und es erstrahlt, weil es selbst<br />

ist, ohne eine Schöpfer-Schöpfung-Beziehung.<br />

RĀMA fragte:<br />

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