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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Rāma, wenn das Bewusstsein denkt: „Ich bin intelligent“ oder „Ich bin leblos“,<br />

dann ist dies das Gemüt. Es kommt von dieser falschen Wahrnehmung,<br />

dass alle die sonstigen physischen und psychologischen Faktoren imaginär<br />

erzeugt werden.<br />

* * *<br />

Die Geschichte vom Großen Wald<br />

III:98<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, was auch immer der Ursprung des Gemüts sei, und wie auch immer<br />

es beschaffen sei – stets sollte man es in Richtung der Befreiung durch<br />

Eigenbemühung lenken. Das reine Gemüt ist frei von latenten Neigungen und<br />

erlangt daher die Selbsterkenntnis. Da sich das gesamte Universum im Gemüt<br />

befindet, befindet sich die Vorstellung von Bindung und Befreiung ebenfalls<br />

in ihm. In diesem Zusammenhang mag die folgende Geschichte interessant<br />

sein, die ich vom Schöpfer Brahmā selbst gehört habe. Höre aufmerksam zu:<br />

Es gab einmal einen großen Wald, ein Wald von solcher Größe, dass darin<br />

eine Million Quadratmeilen nur wie der Raum innerhalb eines Atoms waren.<br />

Darin gab es nur einen einzigen Menschen, mit tausenden von Armen und<br />

Gliedern. Dieser war für immer zu Ruhe- und Rastlosigkeit verdammt. Er<br />

hatte eine Keule in der Hand, mit der er sich selbst schlug und, erschreckt von<br />

seinem eigenen Schlagen, voller Panik davonlief. Er fiel dann in einen toten<br />

Brunnen. Er kletterte aus demselben heraus, schlug sich selbst wieder und<br />

wieder, und rannte wieder panikerfüllt davon, diesmal in ein Gehölz. Er kam<br />

dort wieder heraus, schlug sich erneut und rannte erneut im Schrecken davon,<br />

diesmal in einen Bananenhain. Obgleich es weit und breit kein anderes<br />

Wesen gab, vor dem er Angst hätte haben müssen, weinte und schrie er laut<br />

vor Furcht. So rannte er und schlug sich die ganze Zeit.<br />

Ich betrachtete dies eine Zeitlang und hielt ihn dann schließlich durch die<br />

Kraft meines Willens einen Moment lang zurück. Ich fragte ihn: „Wer bist du?“<br />

Jedoch war er so verzweifelt, dass er mich seinen Feind nannte, laut weinte<br />

und dann plötzlich wieder laut auflachte. Daraufhin begann er nach und nach,<br />

Glied für Glied, seinen Körper abzulegen.<br />

Gleich darauf, nachdem dies geschehen war, sah ich einen anderen wie den<br />

ersten herumlaufen, sich selbst schlagen und jammern. Als ich ihn auf ähnliche<br />

Weise wie den ersten zurückzuhalten versuchte, beschimpfte er mich und<br />

lief davon – ohne nach rechts oder links zu schauen. Auf diese Weise begegneten<br />

mir mehrere dieser Personen. Einige hörten meinen Worten zu und gaben<br />

diese Art zu leben auf – sie wurden erleuchtet. Andere wiederum ignorierten<br />

oder verachteten mich sogar. Wieder andere weigerten sich strikt, aus ihrem<br />

toten Brunnen zu klettern oder die dichten Gehölze zu verlassen.<br />

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