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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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endlosem Kummer. Es ist nur diese unwissende, sich selbst begrenzende<br />

Tendenz des Gemüts, die das Unendliche als das Endliche sieht. Die Erforschung<br />

der Natur des Selbst jedoch löst diese durch Unwissenheit hervorgebrachte<br />

selbst-begrenzende Tendenz auf wie die Sonne den Nebel auflöst.<br />

Nur der ernsthafte Wunsch, diese Erforschung zu unternehmen, kann einen<br />

Wandel hervorbringen. Askese und ähnliche Praktiken sind in dieser Hinsicht<br />

nutzlos.<br />

Wenn das Gemüt durch zunehmende Weisheit von seiner Vergangenheit<br />

gereinigt wird, gibt es seine früheren Tendenzen auf. Das Gemüt sucht das<br />

Selbst nur, um sich selbst darin aufzulösen. Das ist in Wahrheit die Natur des<br />

Gemüts. Darin besteht das höchste Ziel, Rāma – strebe danach.<br />

Als der Weise geendet hatte, ging ein weiterer Tag zur Neige.<br />

* * *<br />

Die Geschichte von Lavaïa<br />

III:103,<br />

104<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Durch seine eigene Manifestation im unendlichen Bewusstsein hat sich das<br />

Gemüt aufgrund seiner eigenen Natur verzweigt und ausgebreitet. Aufgrund<br />

seiner Natur lässt es das Lange als kurz und umgekehrt erscheinen. Es lässt<br />

das Eigene als verschieden und umgekehrt erscheinen. Sogar ein winziges<br />

Ding vermag es durch Berührung ins Riesenhafte zu vergrößern und sich zu<br />

eigen zu machen. Während eines Augenblinzelns erschafft es zahllose Welten,<br />

und während eines Augenblinzelns zerstört es sie wieder. So wie ein geschickter<br />

Schauspieler verschiedene Rollen spielt, eine nach der anderen, so<br />

nimmt das Gemüt verschiedene Aspekte an, einen nach dem anderen. Es lässt<br />

das Unwirkliche als wirklich und umgekehrt erscheinen. Als Ergebnis davon<br />

erfährt man dann Leid oder Freude. Sogar das, was ihm auf natürliche Weise<br />

zufällt, ergreift es mit Händen und Füßen. Als Ergebnis dieses falschen Gefühls<br />

des persönlichen Besitzes erleidet es dann die Konsequenzen.<br />

Zeit, als die wechselnden Jahreszeiten bringt indirekt den Wandel in den<br />

Bäumen und Pflanzen hervor. Auf dieselbe Weise lässt das Gemüt die Dinge<br />

anders erscheinen, als sie sind, indem es seine Kräfte des Denkens und der<br />

Ideenbildung spielen lässt. Folglich stehen alle Dinge, sogar Zeit und Raum,<br />

unter der Kontrolle des Gemüts. In Abhängigkeit von seiner Aktivität oder<br />

Stumpfheit, und in Abhängigkeit von der Größe (klein oder groß) des erzeugten<br />

oder beeinflussten Objekts vermag das Gemüt alles geschehen zu lassen,<br />

was auch immer es früher oder später geschehen lassen will – es ist fähig,<br />

alles, was immer es auch sei, entstehen zu lassen.<br />

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