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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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sich völlig einsam – man behandelte ihn wie eine elende Person, obwohl er<br />

doch der König war. Sie antworteten ihm nicht einmal, wenn er sie anzusprechen<br />

versuchte!<br />

Die Ältesten kamen zusammen und hielten Rat. Sie sprachen zueinander:<br />

„Oh weh! Wir sind befleckt durch die Berührung dieses Stammesangehörigen,<br />

der von Hundefleisch gelebt hat! Es gibt keine Sühne für diese Befleckung<br />

außer dem Tod. Lasst uns daher einen riesigen Scheiterhaufen errichten,<br />

unsere besudelten Körper auf diesen werfen und so unsere Seelen reinigen.“<br />

Nachdem sie dies beschlossen hatten, sammelten sie Feuerholz und errichteten<br />

damit einen riesigen Scheiterhaufen. Einer nach dem anderen warf sich<br />

dann ins Feuer. Nachdem so alle Ältesten umgekommen waren, brachen in<br />

der Stadt Chaos und Anarchie aus.<br />

König Gavala überlegte: „Oh weh! All dies ist nur wegen mir geschehen!<br />

Weshalb sollte ich noch länger leben – der Tod ist dem Leben jetzt vorzuziehen!<br />

Für jemanden, der in den Augen der Leute entehrt ist, ist der Tod besser<br />

als das Leben.“ Nachdem er zu diesem Entschluss gekommen war, übergab<br />

König Gavala seinen Körper ruhig dem Feuer. Als das Feuer die Glieder von<br />

Gavala zu verzehren begann, erlangte Gādhi, der immer noch, eingetaucht in<br />

das Wasser des Flusses, Gebete rezitierte, sein Bewusstsein wieder.<br />

(Inzwischen war die Dämmerung hereingebrochen. Ein weiterer Tag war zu<br />

Ende gegangen.)<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Nun wurde Gādhi befreit von seiner illusorischen Vision. Er gewann jetzt<br />

sein Bewusstsein wieder von „Ich bin Gādhi“. Er beendete seinen religiösen<br />

Dienst und stieg aus dem Fluss. Er fragte sich jetzt fortwährend, wie verwundert,<br />

„Wer bin ich? Was habe ich da gesehen? Und wie?“ Er kam schließlich zu<br />

dem Ergebnis, dass sein ermüdeter Verstand ihm offensichtlich einige Streiche<br />

gespielt haben musste. Auch nachdem er den Ort bereits verlassen hatte,<br />

dachte er immer noch über seine Vision nach und grübelte über die Natur<br />

seiner Eltern, der Freunde und der Leute nach, die er in dieser Vision gesehen<br />

hatte. Er dachte bei sich: „Gewiss war all dies illusorisch, weil ich jetzt nichts<br />

mehr davon wahrnehme!“<br />

Nach einigen Tagen besuchte ihn ein ehrenwerter Brāhmaïa, den Gādhi mit<br />

allen ihm zukommenden Ehren empfing. Im Verlaufe ihrer Unterhaltung<br />

fragte GùDHI den Gast: „Oh Heiliger, weshalb siehst du so müde und erschöpft<br />

aus?“ Der GAST antwortete: „Du Heiliger, ich werde dir die ganze<br />

Wahrheit erzählen. Im Norden gibt es ein Königreich, genannt KÅra. Ich verbrachte<br />

dort einen Monat und wurde festlich von den Bürgern dieses Königreiches<br />

bewirtet. Von ihnen vernahm ich sodann eine ungewöhnliche Geschichte.<br />

Sie erzählten mir folgendes: „Acht Jahre lang hat ein Stammesangehöriger<br />

dieses Königreich regiert. Schließlich wurde seine Herkunft ruchbar.<br />

Wegen ihm sind sehr viele Brāhmaïas an diesem Ort umgekommen.“ Als ich<br />

dies hörte, fühlte ich mich ebenfalls verunreinigt, und so ging ich fort an<br />

V:47<br />

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