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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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III:26<br />

Als sie so all die Ozeane, Berge, die Beschützer dieses Universums, das Königreich<br />

der Götter, den Himmel und das Innerste der Erde gesehen hatten,<br />

sah Līlā schließlich ihr eigenes Haus.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, die beiden Damen betraten nun das Haus den heiligen Mannes.<br />

Dort befand sich die ganze Familie in Trauer. Wegen dieser Trauer atmete das<br />

Haus selbst eine tief bedrückende Atmosphäre. Durch die Praxis des <strong>Yoga</strong> der<br />

reinen Weisheit hatte Līlā die Fähigkeit erworben, mit deren Hilfe ihre Gedanken<br />

sich unverzüglich materialisierten. Sie wünschte sich, dass „Diese,<br />

meine Verwandten, mich und Sarasvatī als ganz gewöhnliche Frauen sehen<br />

möchten“. So erschienen sie vor der trauernden Familie. Doch beide Frauen<br />

waren von übernatürlichem Glanz, der die düstere Atmosphäre vertrieb.<br />

Der älteste Sohn des verstorbenen heiligen Paares begrüßte die beiden<br />

Damen und hielt sie für zwei Engel des Waldes! Er sagte zu ihnen: „Oh ihr<br />

Engel des Waldes, gewiss seid ihr hierher gekommen, um uns von unserer<br />

Trauer zu befreien. Denn dies ist ja die Natur der Gottheiten – dass sie stets<br />

bemüht sind, den Kummer anderer zu beseitigen.“<br />

Die zwei Damen fragten den jungen Mann: „Sage uns, was die Ursache dieses<br />

Schmerzes ist, der alle Menschen hier überfallen zu haben scheint.“<br />

Der Sohn des heiligen Paares erwiderte: „Oh ihr hohen Damen, in diesem<br />

Haus hier lebten ein frommer Mann und seine ihm ergebene Frau, die beide<br />

ein Leben der Rechtschaffenheit führten. Vor kurzem gaben sie ihre Kinder<br />

und Enkel, ihr Haus und ihr Vieh auf und stiegen in den Himmel hinauf. Aus<br />

diesem Grunde erscheint uns Verbliebenen nun diese ganze Welt leer und<br />

trostlos. Schaut, oh ihr hohen Damen – sogar die Vögel weinen wegen der<br />

Abgeschiedenen, und die Götter weinen vor Kummer (Tränenregen!). Die<br />

Bäume vergießen jeden Morgen Tränen (die Tautropfen). Nachdem sie diese<br />

Erde verlassen haben, sind meine Eltern gewiss in die Welt der Unsterblichen<br />

eingegangen.“<br />

Als sie dieses vernahm, legte Līlā ihre Hand auf den Kopf des jungen Mannes.<br />

Und unverzüglich war er von seinem Kummer befreit. Als die anderen<br />

dies sahen, verschwand ihr Kummer ebenfalls.<br />

RùMA fragte:<br />

Oh Heiliger, wie kam es, dass Līlā ihrem eigenen Sohn nicht als dessen Mutter<br />

erschien?<br />

VASIåèHA erwiderte: Rāma, wer die Unwirklichkeit der materiellen Substanzen<br />

realisiert hat, sieht überall nur das eine, ungeteilte Bewusstsein. Ein<br />

Träumer sieht diese Welt nicht; ein Mann in tiefem Koma sieht vielleicht<br />

sogar die andere Welt. Līlā hatte die Wahrheit verwirklicht. Wer die Wahrheit<br />

erkannt hat, dass Brahman, das Selbst usw. nur das eine, unendliche Bewusstsein<br />

sind – wie kann es für ihn noch Sohn, Freund oder Ehefrau geben?<br />

Sogar das Auflegen ihrer Hand auf den Kopf des jungen Mannes war ein spontaner<br />

Ausdruck der Gnade Brahmans.<br />

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