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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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seiner Bedeutung oder dem durch es bezeichneten Objekt erlangt. Daher<br />

waren alle diese Erörterungen der Welterscheinung und der eingebildeten<br />

Schöpfung durchaus nicht überflüßig. Veranschaulichung ist der beste Weg,<br />

um die spirituelle Wahrheit nahezubringen, die den Menschen befähigt, das<br />

Wort und das mit ihm in Verbindung stehende Konzept zu erfassen. Nur diese<br />

wird dann auch zu einer lebendigen Wahrheit, die den Menschen im Alltag zu<br />

leiten vermag. Wenn du alles weisst, was du wissen musst und die Erkenntnis<br />

der drei Perioden der Zeit (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) erlangt hast,<br />

wirst du diese Wahrheit selbst schauen können.<br />

In jedem Atom dieses Seins gibt es zahllose Universen – wer kann sie zählen?<br />

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an eine Geschichte, die<br />

mein Vater Brahmā der Schöpfer mir einst erzählte. Ich werde sie dir nun<br />

wiedererzählen – bitte höre sie dir an. Ich fragte meinen Vater Brahmā damals:<br />

„Was ist diese Welterscheinung und wo existiert sie?“<br />

BRAHMĀ sprach:<br />

All dies hier, was als das Universum erscheint, oh Weiser, ist nichts als das<br />

unendliche Bewusstsein, Brahman. Der Weise kennt es als das reine satva<br />

(die unkonditionierte Intelligenz), das unendlich ist, während der Unwissende<br />

es als das materielle Universum betrachtet. Ich werde diese Wahrheit mit<br />

der folgenden Erzählung betreffend dieses Brahmāï¬a (das kosmische Ei)<br />

erläutern.<br />

Es gibt in diesem grenzenlosen Raum hier das unendliche Selbst, welches<br />

nicht verschieden vom Raum ist. Dieses Selbst nahm sich selbst in sich selbst<br />

als einen jīva wahr, als ein konditioniertes und lebendiges Wesen. Ohne jemals<br />

seine eigene, essenzielle Natur als unendlicher Raum aufzugeben, betrachtete<br />

es sich selbst als „ich bin“ oder den Ich-Sinn, obwohl da noch Raum<br />

für den Körper (des jīva) war. Dieses „ich bin“ erweiterte sich zu „ich bin<br />

buddhi oder Intellekt“ und daraufhin betrachtete es sich selbst als buddhi, die<br />

festlegt, was „dies“ und „das“ ist, dabei jedoch grundsätzlich der Illusion der<br />

konditionierten Wahrnehmung folgt. Danach unterhielt es in sich selbst die<br />

Idee: „Ich bin das Gemüt“, und verwickelte sich in die Ideen oder in das vielschichtige<br />

und verdrehte Denken. Dieses Gemüt hatte anschließend die Idee<br />

der fünf Sinne, die, obwohl formlos, grob und materiell zu sein scheinen, wie<br />

im Traum erblickte Berge. Das Gemüt glaubte als nächstes, einen Körper zu<br />

besitzen, bestehend aus den drei Welten mit einer Vielzahl von Kreaturen<br />

und allen Arten von Beziehungen, die angeblich zwischen diesen existierten,<br />

und die alle der Zeit unterworfen waren.<br />

Auf diese Weise erblickte es alles so, wie man die verschiedenen Objekte in<br />

einem Spiegel erblickt. Was es erblickte, war bezaubernd und farbenprächtig.<br />

In jedem subatomaren Partikel existieren solche Universen. Die Unwissenheit<br />

betrachtet all dies mit dem Auge der Unwissenheit und hält es für eine grenzenlose<br />

Schöpfung, aber sobald es als Brahman erkannt wird, wird es das<br />

reine Brahman. Auch wenn man all dies tatsächlich sieht, wird doch nichts<br />

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