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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.2:87<br />

als ob er selbst Raum wäre. In wenigen Minuten wurde er so leicht wie eine<br />

Wolke, während sein Umfang sehr schnell abnahm. Mit meiner göttlichen<br />

Sicht sah ich, dass er schon kleiner als ein Atom geworden war. Innerhalb<br />

eines Augenblicks war er unsichtbar. Er wurde zu höchstem Frieden. Er wurde<br />

eins mit dem absoluten Brahman oder reinen Bewusstsein.<br />

So also, oh Rāma, erblickte ich in diesem Felsen die Schöpfung, Erhaltung<br />

und Auflösung des Universums. Verwundert war ich vom Anblick dieser<br />

illusorischen Wahrnehmung. Ich betrachtete erneut den Felsen und erschaute<br />

alle Arten von Schöpfungen und Kreaturen darin – wie die Glieder von<br />

Kālarātri. Gesehen wird all dies nur mit den Augen der erweckten Intelligenz<br />

oder dem göttlichen Auge, welches alles überall und immer so sieht, wie es<br />

ist. Betrachtet man den Felsen mit den fleischlichen Augen aus der Entfernung,<br />

dann sieht man nur den Felsen, jedoch keine Schöpfung usw.<br />

Nach all dem wandte ich mein inneres Auge einem anderen Teil desselben<br />

Felsens zu. Noch einmal sah ich eine ganze Schöpfung entstehen und alles<br />

andere. In jedem einzelnen Teil des Felsens sah ich eine ganze Schöpfung.<br />

Ebenso sah ich unzählige Schöpfungen in den vielen Felsen, die auf dem Berg<br />

herumlagen.<br />

In manchen dieser Schöpfungen hatte Brahmā gerade mit dem Erschaffen<br />

begonnen, während in anderen die Götter dem Gemüt des Schöpfers entsprangen.<br />

Wieder andere waren von menschlichen Wesen bevölkert, während<br />

in einigen keine Götter und in andern keine Dämonen lebten. In einigen<br />

herrschte satyayuga (das goldene Zeitalter) und in anderen kaliyuga (das<br />

eiserne Zeitalter). In manchen Schöpfungen hatten die Menschen Alter und<br />

Tod besiegt und in anderen waren alle Menschen erleuchtet, da ihrer Rechtschaffenheit<br />

keinerlei Hindernisse in den Weg gelegt wurden. So erblickte ich<br />

also den Zustand des Universums in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.<br />

In manchen Teilen erblickte ich dichte Finsternis und Unwissenheit, in anderen<br />

sah ich Rāma gegen Rāvaïa kämpfen, während in wieder anderen Rāvaïa<br />

Sītā entführte. Manche wurden von den Göttern und andere von den Dämonen<br />

regiert.<br />

RĀMA fragte:<br />

Hoher Herr, sage mir doch bitte, ob ich vor dieser Inkarnation schon als<br />

Rāma existiert habe?<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Du und ich, wir wurden beide wieder und wieder geboren, oh Rāma. Natürlich<br />

sind vom Standpunkt der absoluten Wirklichkeit aus weder du noch ich<br />

noch diese Welt jemals ins Dasein gekommen. All dies ist nur wie Wellen auf<br />

dem Ozean. Ihr anscheinendes Auftauchen und Verschwinden ist illusorischer<br />

Wahrnehmung und getäuschtem Verstehen zuzuschreiben.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Nachdem ich so eine Zeitlang über das unendliche Bewusstsein nachgedacht<br />

hatte, erkannte ich plötzlich, dass all diese Schöpfungen sich in mir<br />

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