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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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man kontemplieren. Dann hört die Aufgewühltheit des Gemüts auf. Sobald die<br />

Bewegung des Gemüts aufgehört hat, erstrahlt das Selbst in seinem eigenen<br />

Licht. In diesem Licht gelangt aller Gram an sein Ende, und es gibt die Seligkeit,<br />

die das Selbst in sich selbst erfährt. Es gibt dann ein direktes Gewahrsein<br />

der Wahrheit: „Nichts als das Selbst ist!“.<br />

VùLMýKI sprach:<br />

Teurer Freund, wenn du willst, dass dieser Wahn genannt saæsāra zu Ende<br />

geht, dann gib alle Tätigkeiten auf und werde ein Liebender von Brahman.<br />

BHARADVĀJA sprach:<br />

Oh Guru, dein erleuchtender Diskurs hat mich vollständig erweckt. Meine<br />

Vernunft ist nun rein und die Welterscheinung erstreckt sich nicht länger vor<br />

meinen Augen! Ich möchte jetzt wissen, was die Menschen der Selbsterkenntnis<br />

tun. Haben sie noch irgendwelche Pflichten?<br />

VùLMýKI sprach:<br />

Diejenigen, die nach Befreiung verlangen, sollten sich nur noch mit Tätigkeiten<br />

befassen, die frei von Mängeln sind. Sie sollten alle selbstsüchtigen und<br />

sündigen Handlungen unterlassen. Wenn die Eigenschaften des Gemüts aufgegeben<br />

werden, übernimmt das Gemüt die Eigenschaften des Unendlichen.<br />

Der jīva ist befreit, wenn man denkt: „Ich bin das, was jenseits des Körpers,<br />

des Gemüts und der Sinne ist“; wenn man ohne die Ideen von „Ich bin der<br />

Täter“ und „Ich bin der Genießende“ und ohne Vorstellungen von Schmerz<br />

und Vergnügen ist; wenn man erkennt, dass alle Wesen im Selbst sind und<br />

das Selbst in allen Wesen; wenn man die Zustände des Wachens, Träumens<br />

und Tiefschlafes aufgibt und im transzendentalen Bewusstsein verbleibt.<br />

Darin besteht der Zustand der Seligkeit, welcher selbst das unendliche Bewusstsein<br />

ist. Tauche ein in diesen Ozean aus Nektar, voll von Frieden, und<br />

ertrinke nicht in der Vielfalt.<br />

Somit habe ich dir also den Diskurs des Weisen Vāsi«Âha kundgetan. Festige<br />

dein Gemüt durch Praxis. Beschreite den Pfad der Weisheit und des <strong>Yoga</strong>. Du<br />

wirst alles erkennen.<br />

VùLMýKI fuhr fort:<br />

Als er bemerkte, dass Rāma völlig vom Selbst absorbiert war, sprach<br />

Viśvamitra zu dem Weisen Vāsi«Âha: „Oh Sohn des Schöpfers, oh Heiliger, in<br />

der Tat bist du ein Großer. Du hast durch śakti-pāta (direkte Übertragung der<br />

spirituellen Energie) bewiesen, dass du der Guru bist. Der ist ein Guru, der<br />

durch einen Blick, eine Berührung, durch verbale Kommunikation oder durch<br />

Gnade das Gottesbewusstsein im Schüler zu erwecken vermag. Jedoch erwacht<br />

die spirituelle Vernunft des Schülers erst, wenn er sich selbst von den<br />

dreifachen Unreinheiten befreit und dadurch einen kühnen Intellekt entwickelt<br />

hat. Bringe jedoch bitte, oh Weiser, Rāma zurück in das Körperbewusstsein,<br />

denn er hat noch viele Dinge zu tun für das Wohlergehen der drei Welten<br />

und meines eigenen.“<br />

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