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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Konditionierung). Wie ein Bambus ist sie leer und ohne jede Substanz. Wie<br />

die Wellen im Ozean stirbt sie nicht einmal dann, wenn sie zerteilt wird. Sie<br />

kann nicht erfasst werden. Sie ist subtil und flüchtig, aber sie hat die Kraft<br />

eines Schwertes. Obwohl sie in ihrer eigenen Widerspiegelung als ihre Wirkung<br />

wahrgenommen wird, ist sie bei der Suche nach der Wahrheit nicht von<br />

Nutzen. Wegen dieser Konditionierung werden in den Objekten dieser Schöpfung<br />

Unterschiede gesehen.<br />

Obwohl man diese Konditionierung nicht irgendwo festlegen kann, wird sie<br />

doch überall gesehen. Sie ist keine Manifestation der Vernunft, aber weil sie<br />

auf der Intelligenz basiert, hat sie den Anschein von Intelligenz. Obgleich sie<br />

sich stets verändert, erzeugt sie in einem die Illusion der Dauerhaftigkeit.<br />

Aufgrund ihrer Nähe zum unendlichen Bewusstsein erscheint sie als tätig.<br />

Wenn dieses unendliche Bewusstsein realisiert wird, dann gelangt sie (die<br />

Konditionierung) an ihr Ende.<br />

Diese mentale Konditionierung stirbt, wenn sie nicht weiter durch die Anhaftung<br />

an Objekte genährt wird. Sie verbleibt jedoch auch in der Abwesenheit<br />

dieser Anhaftung als Potentialität bestehen.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Diese Unwissenheit oder mentale Konditionierung wird vom Menschen ohne<br />

Anstrengung erworben und übernommen und scheint Vergnügen zu fördern.<br />

In Wahrheit jedoch bereitet sie Leiden. Die Illusion des Vergnügens<br />

entsteht nur durch die völlige Verdunkelung der Selbsterkenntnis. So liess sie<br />

König Lavaïa einen Zeitraum von weniger als einer Stunde wie mehrere<br />

Jahre erleben.<br />

Diese Unwissenheit oder mentale Konditionierung ist machtlos, irgend etwas<br />

zu tun, und doch scheint sie äußerst aktiv zu sein – auf dieselbe Weise,<br />

wie ein Spiegel das Licht einer Lampe reflektiert. So wie ein lebensechtes<br />

Bildnis einer Frau niemals die Pflichten einer lebendigen Frau übernehmen<br />

kann, so ist auch diese Unwissenheit oder mentale Konditionierung unfähig,<br />

selber zu funktionieren, obschon es aussieht, als wäre sie dazu fähig. Den<br />

Weisen vermag sie nicht zu täuschen, sehr wohl aber den Dummen zu überwältigen<br />

– so einfach, wie eine Luftspiegelung ein Tier, aber nicht einen intelligenten<br />

Menschen, zu täuschen vermag.<br />

Diese Unwissenheit oder mentale Konditionierung besitzt nur eine momentane<br />

Existenz. Weil sie jedoch fortwährend tätig zu sein scheint, erweckt sie<br />

wie ein Fluss den Anschein von Dauerhaftigkeit. Weil sie die Realität zu verdunkeln<br />

vermag, erscheint sie als real. Wenn du sie aber zu begreifen versuchst,<br />

entdeckst du, dass sie nichts ist. Und doch erlangt sie aufgrund dieser<br />

Eigenschaften in der Welterscheinung eine Stärke und Überzeugungskraft so,<br />

wie eine einzelne Faser durch Eindrehen in ein Seil große Festigkeit erlangt.<br />

Es sieht so aus, als würde diese Konditionierung wachsen – aber tatsächlich<br />

geschieht dies nicht. Denn wenn du nach ihr zu greifen versuchst, verschwindet<br />

sie wie die Spitze einer Flamme. Und doch – so wie der farblose Himmel<br />

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