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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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nen Weisen umgeben, mit denen ich die Wahrheit der Schriften zu erörtern<br />

pflegte.<br />

Eines Abends war ich mit der Verehrung Lord Śivas befasst. Die Atmosphäre<br />

um mich herum war von Frieden und Stille erfüllt. Im Wald, in dem ich<br />

mich befand, war die Finsternis so dicht, dass man sie mit einem Schwert<br />

hätte durchschneiden können.<br />

Da sah ich im Wald ein großes Licht. Mit meiner äußeren Schau sah ich dieses<br />

Licht, und mit meiner inneren Schau ergründete ich seine Natur. Ich sah,<br />

dass es Lord Śiva selbst war, der Hand in Hand mit seiner Gemahlin Pārvatī<br />

einherging. Vor ihm ging sein Reittier Nandi und machte den Weg frei für den<br />

Höchsten Herrn. Ich machte meine um mich herum versammelten Schüler auf<br />

die göttliche Gegenwart aufmerksam und begab mich dann zu der Stelle, an<br />

der sich der Höchste Herr befand.<br />

Ich verneigte mich vor dem Höchsten Herrn und verehrte ihn. Dann blieb<br />

ich lange in den Anblick der göttlichen Erscheinung versunken. Schließlich<br />

sprach Lord Śiva zu mir: „Verlaufen deine Entsagungspraktiken erfolgreich<br />

und ohne Störung? Hast du erlangen können, was wert ist zu erlangen, und<br />

haben deine inneren Ängste aufgehört?“<br />

Als Antwort sprach ich zum Höchsten Herrn: „Allerhöchster Herr, diejenigen,<br />

die sich so glücklich nennen können, dir ergeben zu sein, finden nirgends<br />

Schwierigkeiten und erleben keine Furcht. Jeder in der Welt grüßt sie und<br />

wirft sich ihnen zu Füßen, die dir hingegeben sind und immer deiner gedenken.<br />

Nur Orte, wo Menschen leben, die Dir allein und mit ganzem Herzen<br />

ergeben sind, verdienen es, als Länder, Städte, Himmelsrichtungen und Berge<br />

bezeichnet zu werden. Deiner zu gedenken ist die Frucht der in vergangenen<br />

Geburten erworbenen Verdienste und ist auch die Gewähr für noch mehr<br />

Segen in der Zukunft. Das beständige Gedenken Deiner, oh Höchster Herr, ist<br />

wie ein Gefäß, gefüllt mit Nektar und ist die immer offenstehende Tür zur<br />

Befreiung. Höchster Herr, indem ich das kostbare und strahlende Juwel Deines<br />

immerwährenden Gedenkens besitze, habe ich alles Elend, das mich<br />

zukünftig in Bedrängnis versetzen könnte, unter die Füße getreten.<br />

„Höchster Herr, obwohl ich durch Deine Gnade den Zustand der Selbsterfüllung<br />

erlangt habe, möchte ich über etwas Bestimmtes noch mehr wissen.<br />

Bitte erleuchte michWorin besteht die Verehrung des Höchsten Herrn, die alle<br />

Sünden zerstört und sämtliche segenbringenden Eigenschaften fördert?“<br />

DER HÖCHSTE HERR sprach:<br />

Weißt du, wer „Gott“ ist? Gott ist nicht Vi«ïu, Śiva oder Brahmā, nicht der<br />

Wind, die Sonne oder der Mond, nicht der Brahmāne oder der König, nicht Ich<br />

oder du, weder Lak«mī noch das Gemüt. Gott ist ohne Form und ungeteilt (er<br />

ist nicht in den Objekten). Er ist dieser Glanz und die Pracht (devanam), die<br />

weder erzeugt wurden noch einen Anfang oder ein Ende habent. Dies ist es,<br />

was man Gott (deva) oder Lord Śiva nennt, und es ist reines Bewusstsein..<br />

Dies allein sollte verehrt werden – dies allein ist alles.<br />

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