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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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sagt: „Ich bin“? Der Körper ist ein Aggregat aus Fleisch, Blut usw., das Gemüt<br />

verschwindet bei der Erforschung seiner wahren Natur, die Selbstbegrenzung<br />

des Bewusstseins und ähnliche andere Konzepte sind leblos (unsinnig) – was<br />

ist dann das Ego? Die Sinne existieren und sind immer mit selbstzufriedener<br />

Tätigkeit befasst; die Substanzen der Welt sind die Substanzen der Welt – wo<br />

ist das Ego? Die Natur ist Natur und ihre Qualitäten agieren und reagieren<br />

aufeinander (wie das Auge und das Licht, das Ohr und der Klang usw.), und<br />

was ist, ruht im Selbst – wo ist das Ego?<br />

Das Selbst, welches Bewusstsein ist, existiert als das Höchste Selbst von allem-<br />

überall zu jeder Zeit in allen Körpern. Wer bin ich, aus was bin ich gemacht,<br />

was ist meine Gestalt, gemacht von wem; was soll ich erwerben und<br />

was verwerfen? Da ist nichts, was „Ich“ genannt werden könnte und Sein und<br />

Nicht-Sein unterworfen ist. Wenn es doch in Wahrheit keinen Ich-Sinn gibt –<br />

auf was und wen könnte sich der Ich-Sinn beziehen? Wenn also erkannt wird,<br />

dass es keinerlei Beziehung gibt, dann schwindet die falsche Vorstellung von<br />

Dualität. Deshalb, was als einziges immer ist, ist das eine kosmische Sein<br />

(Brahman oder das Selbst). Ich bin diese Wirklichkeit – weshalb leide ich<br />

unter Illusionen? Wenn doch nur dieses Eine als das allgegenwärtige, reine<br />

Sein existiert, wie kann dann etwas auftauchen, das Ich-Sinn genannt wird? In<br />

Wahrheit hat keine Substanz echte Substantialität – das Selbst allein existiert.<br />

Nimmt man dagegen an, dass Substantialität doch existiere, dann gilt immer<br />

noch, dass es keinerlei Beziehung zwischen dieser und dem Selbst gibt. Die<br />

Sinne funktionieren als Sinne, das Gemüt existiert als Gemüt, das Bewusstsein<br />

ist unberührt von all dem – was ist Beziehung, und wie ist sie entstanden?<br />

Nur weil sie Seite an Seite existieren, ist es nicht korrekt, eine Beziehung<br />

zwischen ihnen anzunehmen - ein Stein und ein Eisenstab können nebeneinander<br />

liegen, ohne irgendeine Art von Beziehung miteinander zu haben.<br />

UDDALĀKA fuhr fort nachzudenken:<br />

Es geschieht nur beim Auftauchen dieses falschen Ich-Sinnes, dass die irrigen<br />

Vorstellungen von „Dies ist mein“ und „Das ist sein“ entstehen. Und sobald<br />

gesehen wird, dass all diese die Tricks des falschen Ich-Sinns sind, hören<br />

diese falschen Ideen auf zu existieren. In Wahrheit ist da nichts als das Selbst<br />

– und ich erkenne, dass all dies das eine kosmische Sein oder Brahman ist.<br />

Die Täuschung, genannt Ich-Sinn, ist wie die Bläue des Himmels – es ist besser,<br />

diese Vorstellung nicht zu nähren, sondern sie aufzugeben. Nachdem ich<br />

nun die Wurzel des Ich-Sinns aufgegeben habe, ruhe ich im Selbst, das die<br />

Natur des Friedens besitzt.<br />

Der Ich-Sinn ist die Quelle endloser Sorgen, Leiden und böser Taten. Leben<br />

endet mit dem Tod und Tod führt zu Geburt; was ist, wird schließlich durch<br />

sein eigenes Ende abgebrochen – diese vom Ich-Sinn unterhaltenen Ideen<br />

führen zu großem Kummer. Gedanken wie „Ich habe dies nun erhalten“ oder<br />

„Ich sollte jenes auch noch erhalten“ verursachen Angst und quälen den Unwissenden.<br />

„Dies ist“ und „Dies ist nicht“ – Vorstellungen dieser Art bewirken<br />

im Selbstsüchtigen große Ruhelosigkeit. Hört jedoch der Ich-Sinn auf, dann<br />

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