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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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leichte mentale Täuschung. Nun ging ich auf eine Jagdexpedition. Das Pferd<br />

brachte mich ein eine trostlose Wüste, in der niemand lebte, nichts wuchs, wo<br />

es kein Wasser gab und wo es bitterkalt war. Ich durchlebte große Qualen.<br />

Dort verbrachte ich den ganzen Tag. Später ritt ich dann auf dem Pferd weiter,<br />

durchquerte die Wüste und betrat eine andere, die weniger öde war. Ich ruhte<br />

unter einem Baum. Das Pferd lief davon. Ich ruhte mich eine Weile aus, bis die<br />

Sonne unterging. Voll Angst versteckte ich mich in den Büschen. Die Nacht<br />

dauerte länger als eine Ewigkeit.<br />

Der Tag brach an. Die Sonne ging auf. Etwas später sah ich ein dunkelhäutiges<br />

Mädchen in schwarzen Kleidern, das einen Teller mit Essen in der Hand<br />

trug. Ich näherte mich ihr und bettelte sie um Essen an. Ich war sehr hungrig.<br />

Sie beachtete mich nicht – ich verfolgte sie. Schließlich sagte sie: „Ich gebe dir<br />

Essen, wenn du mir versprichst, mich zu heiraten.“ Ich versprach es, denn das<br />

Überleben war jetzt mein erstes und wichtigstes Ziel. Sie gab mir zu essen<br />

und stellte mich später ihrem Vater vor, der noch schrecklicher als sie anzuschauen<br />

war. Schon bald gelangten wir drei in das Dorf der beiden, welches<br />

von Blut und Fleisch schwamm. Ich wurde allen als der Gemahl dieses Mädchens<br />

vorgestellt. Ich wurde von allen mit großem Respekt behandelt. Sie<br />

unterhielten mich mit verschiedenen, unangenehmen Geschichten, die nichts<br />

als eine Quelle des Schmerzes waren. Dann gab es eine teuflische Zeremonie,<br />

in deren Verlauf ich mit dem Mädchen verheiratet wurde.“<br />

DER KÖNIG fuhrt fort:<br />

Bald danach wurde ich ein Mitglied des primitiven Stammes. Meine Frau<br />

gebar eine Tochter – Quelle noch weiteren Unglücks für mich. Im Laufe der<br />

Zeit kamen noch drei weitere Kinder. So wurde ich in diesem Stamm zum<br />

Familienvater. Ich verbrachte dort viele Jahre (zusammen mit ihm) und erlitt<br />

die Qualen eines Familienmannes mit Frau und Kindern, die ernährt und<br />

beschützt werden mussten. Ich schlug Feuerholz und musste oft zur Nachtzeit<br />

unter einem Baum schlafen. Wenn es kälter wurde, suchte ich Schutz in<br />

den Büschen, um es wärmer zu haben. Meine Hauptnahrung war Schweinefleisch.<br />

Die Zeit schritt voran und ich wurde alt. Ich begann mit Fleisch zu handeln.<br />

Ich brachte das Fleisch zu den Dörfern auf den Vindhya-Bergen und verkaufte<br />

das meiste dort. Was ich nicht zu einem angemessenen Gewinn verkaufen<br />

konnte, schnitt ich in kleine Stückchen, die ich an einem schmierigen, verschmutzen<br />

Ort trocknete. Oft genug musste ich mit anderen im Stamm um ein<br />

kleines Stückchen Fleisch kämpfen, wenn der Hunger mich quälte und ich<br />

essen wollte. Mein Körper war in der Zwischenzeit schwarz wie Ruß geworden.<br />

Auf diese Weise in sündige Tätigkeiten verstrickt, neigte sich auch mein<br />

Gemüt mehr und mehr in Richtung der Sünde. Meine früheren guten Gedanken<br />

und Gefühle hatten mich verlassen. Mein Herz hatte sämtliches Mitgefühl<br />

verloren – so wie eine Schlange ihre Haut abwirft. Mit Hilfe von Netzen und<br />

III:107,<br />

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