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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Lass die Augen sehen, lass die Ohren hören, lass die Haut fühlen, lass die<br />

Zunge schmecken. Wo ist das „Ich“ in all dem? Auch wenn das Gemüt all die<br />

verschiedenen Ideen weiterhin hegt, so gibt es doch nirgends etwas, das als<br />

„Ich“ identifiziert werden könnte. Während alle diese Faktoren in Aktivität<br />

verwickelt sind, ist es das „Ich“, welches die Täterschaft übernimmt und als<br />

Folge davon leidet. Die Yogis führen Aktivitäten lediglich mit ihrem Gemüt<br />

und ihren Sinnen zum Zweck der Selbstreinigung aus. Wer dagegen vom Ich-<br />

Sinn verseucht ist, sei er nun ein Gelehrter oder ein noch Höherer als dieser,<br />

der ist ein verdorbener Mensch. Wer aber frei vom Ich-Sinn und dem Besitzsinn<br />

ist und Gleichmut in Freude und Schmerz zeigt, der wird nicht gebunden<br />

durch das, was er an Erlaubtem oder Verbotenem tut.<br />

Folglich, oh Arjuna, ist deine Pflicht als Krieger, auch wenn sie Gewalttätigkeit<br />

beinhaltet, edel und rechtmäßig. Die Ausübung der Handlung, die dir<br />

zugedacht ist, auch wenn sie verabscheuungswürdig und unrecht ist, ist das<br />

Beste. Werde schon hier auf der Erde unsterblich durch die Ausübung deiner<br />

Pflicht. Sogar die natürliche Handlung eines Narren ist in seinem Fall edel.<br />

Wie viel mehr gilt dies im Fall eines guten Menschen! Sei verankert im Geist<br />

des <strong>Yoga</strong> und handle unangehaftet an die Handlung – so wirst du nicht gebunden<br />

sein.<br />

Sei im Frieden, so wie Brahman im Frieden ist. Und lass deine Handlung<br />

von der Natur Brahmans sein. Indem du alles Brahman darbringst, wirst du<br />

unverzüglich selbst zu Brahman werden. Der Höchste Herr wohnt in allem.<br />

Indem du alle Handlungen als ein Opfer für Ihn verrichtest, leuchtest du<br />

selbst wie der von allen verehrte Höchste Herr. Werde ein wahrer sanyāsi<br />

(Entsagender) durch das entschiedene Aufgeben aller Gedanken und Ideen –<br />

auf diese Weise wirst du dein Bewusstsein wahrlich befreien.<br />

Das Aufhören aller Gedanken und Ideen oder mentalen Bilder sowie das<br />

Aufhören der tiefgreifenden psychologischen Konditionierung sind selbst das<br />

höchste Selbst oder Brahman. Danach zu streben wird sowohl <strong>Yoga</strong> als auch<br />

Weisheit (Jñāna) genannt. Die Überzeugung, dass Brahman allein dies alles<br />

ist, einschließlich der Welt und des „Ich“, wird genannt, „Alles Brahman opfern<br />

oder übergeben“ (Brahmārparïaæ).<br />

Der HÖCHSTE HERR instruierte Arjuna:<br />

Brahman ist innen und außen leer (undifferenziert und homogen). Es ist<br />

weder ein Objekt der Beobachtung noch ist es verschieden vom Beobachter.<br />

Die Welterscheinung taucht in ihm als ein unendlich kleiner Bestandteil seiner<br />

selbst auf. Da die „Welt“ in Wahrheit nur eine Erscheinung ist, ist sie in<br />

Wahrheit Leere, Nichts und unwirklich. Auf mysteriöse Weise taucht in all<br />

diesem ein Gefühl des „Ich“ auf, welches sogar im Vergleich mit der Welterscheinung<br />

unendlich winzig ist! Das Unendliche verbleibt ungeteilt durch<br />

alles und erscheint doch aufgrund des „Ich“-Gefühls als geteilt. So wie das<br />

„Ich“ nicht-verschieden vom unendlichen Bewusstsein ist, so sind materielle<br />

Objekte wie Töpfe und Lebewesen wie etwa ein Affe nicht verschieden voneinander.<br />

Wer würde dann noch diesem „Ich“ nachhängen? Weshalb sich nicht<br />

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