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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Teil V: Über die Auflösung<br />

VùLMýKI sprach:<br />

Die Menschen (einschließlich der Götter, Halbgötter und der Mitglieder des<br />

königlichen Hofes) lauschten den Weisheitsworten des Weisen Vāsi«Âha mit<br />

vollkommener Aufmerksamkeit. Der Herrscher Daśaratha und seine Minister<br />

hatten für diese Zeit all ihre königlichen Verpflichtungen und Vergnügen<br />

vertagt, um sich ungeteilt den Belehrungen des großen Weisen zu widmen.<br />

Zur Mittagszeit ertönten die Muschelhörner, und die Versammlung erhob sich<br />

zur Mittagspause. Am Abend zog sich die Gesellschaft dann zur Ruhe zurück.<br />

Wenn die Könige und Prinzen sich erhoben, um den Hof zu verlassen, schienen<br />

ihre schillernden Gewänder und ihr Schmuck den Raum zu erleuchten.<br />

Der gesamte Hof wirkte wie ein Miniaturuniversum.<br />

Nachdem die Versammlung auseinander gegangen war, verehrte König<br />

Daśaratha traditionsgemäß die Weisen und empfing deren Segnungen. Danach<br />

erlaubte Vāsi«Âha den Prinzen, Rāma und seinen Brüdern, sich zur Ruhe<br />

zurückzuziehen. Auch sie fielen dem Weisen zu Füßen und empfingen seinen<br />

Segen.<br />

Wenn die Nacht kam, gingen alle zu Bett, außer Rāma, der nicht zu schlafen<br />

vermochte.<br />

RùMA kontemplierte wie folgt die erleuchtenden Worte des Weisen<br />

Vāsi«Âha:<br />

Worin besteht diese Welterscheinung? Wer sind all diese verschiedenartigen<br />

Menschen und anderen Lebewesen? Wie erscheinen sie hier, von wo sind<br />

sie gekommen und wohin werden sie gehen? Worin besteht die Natur des<br />

Gemütes, und wie kann es zur Ruhe kommen? Wie konnte Māyā (die kosmische<br />

Illusion) überhaupt entstehen, und wie kann sie an ein Ende gelangen?<br />

Ist das Ende einer solchen Illusion wünschenswert oder nicht? Wie konnte im<br />

unendlichen Selbst die Begrenztheit auftauchen?<br />

Worin genau bestehen die Mittel, die der Weise Vāsi«Âha zur Eroberung von<br />

Gemüt und Sinnen vorschreibt? Denn diese sind ganz gewiss die Quellen des<br />

Leidens. Es ist nicht möglich, die Freude der Sinnesvergnügen aufzugeben,<br />

und ohne die Aufgabe der Freude daran ist ein Ende des Leidens unmöglich –<br />

dies ist in der Tat ein Problem. Das Gemüt jedoch ist der kritische Faktor in<br />

dieser Konstellation, und solange es nicht zumindest einmal den höchsten<br />

Frieden, der frei von aller weltlichen Illusion ist, gekostet hat, wird es die<br />

Sinnesvergnügen gewiss nicht aufgeben und weiterhin hinter ihnen herlaufen.<br />

Oh, wann wird mein Gemüt rein sein? Und wann wird es im Höchsten Sein<br />

ruhen? Wann wird mein Gemüt im Unendlichen ruhen wie eine Welle, die<br />

wieder mit dem Ozean vereint ist? Wann werde ich befreit sein von allem<br />

Verlangen? Wann werde ich mit Gleichmut gesegnet sein? Wann werde ich<br />

ohne dieses schreckliche Fieber der Weltlichkeit sein ?<br />

V:1,2<br />

220

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