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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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Nachdem sie sich einige Monate lang auf diese Weise aneinander erfreut<br />

hatten, dachte Cū¬ālā (als Kuæbha verkleidet): „Ich werde nun die Reife des<br />

Königs testen, indem ich ihm die Vergnügen und Freuden des Himmels<br />

schmackhaft mache. Wenn er dagegen unempfindlich bleibt, wird er gewiss<br />

nie wieder Vergnügen suchen.“<br />

Nachdem sie sich dazu entschlossen hatte, erschuf Cū¬ālā mit Hilfe ihrer<br />

magischen Kräfte eine Illusion, in der Śikhidhvaja den König der Götter (Indra)<br />

vor sich stehend erblickte, begleitet von himmlischen Wesen. Ohne<br />

durch deren plötzliches Erscheinen aus der Fassung zu geraten, entbot der<br />

König ihnen die pflichtschuldige Verehrung. Dann fragte er Indra: „Bitte teile<br />

mir mit, womit habe ich es verdient, dass du es auf dich genommen hast,<br />

heute hierher zu kommen?“<br />

Indra erwiderte: „Oh Heiliger, wir alle kamen hierher, weil wir unwiderstehlich<br />

durch deine Gegenwart angezogen worden sind. Wir haben in den Himmeln<br />

von deiner Glorie singen gehört. Komm, komm in den Himmel – die<br />

himmlischen Wesen, die von deiner Größe vernommen haben, sind begierig<br />

dich zu sehen. Bitte nimm diese himmlischen Insignien an, mit deren Hilfe du<br />

wie die vollkommenen Weisen den Raum durchqueren kannst. Gewiss, oh<br />

Weiser, verschmähen befreite Wesen wie du nicht das Glück, welches ungesucht<br />

zu ihnen gelangt. Möge dein Besuch den Himmel reinigen.“ Śikhidhvaja<br />

sagte: „Ich kenne die Umstände, die im Himmel herrschen, oh Indra! Jedoch<br />

mein Himmel befindet sich überall und auch nirgendwo. Ich bin glücklich, wo<br />

immer ich bin, weil ich mir nichts wünsche. Jedoch bin ich nicht fähig, den<br />

von dir beschriebenen Himmel aufzusuchen, der nur auf einen bestimmten<br />

Ort begrenzt ist! Daher vermag ich deinem Befehl nicht Folge zu leisten.“<br />

„Aber“, sprach Indra, „ich denke, dass es nur recht ist, dass die befreiten Weisen<br />

leiden, um die ihnen zugeteilten Freuden zu erfahren.“ Śikhidhvaja<br />

schwieg. Indra machte sich bereit zur Abreise. Śikhidhvaja sagte: „Ich werde<br />

nicht jetzt kommen, denn es ist nicht die Zeit dafür.“<br />

Nachdem Indra den König und Kuæbha gesegnet hatte, verschwanden er<br />

und sein Gefolge.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Nachdem Cū¬ālā dieses magische Schauspiel aufgelöst hatte, sprach sie zu<br />

sich selbst: „Glücklicherweise wird der König von Verführungen des Vergnügens<br />

nicht angesprochen. Sogar als Indra ihn besuchte und in den Himmel<br />

einlud, blieb der König ungerührt und rein wie Raum. Ich werde ihn nun<br />

einem weiteren Test unterziehen, der zeigen soll, ob er von den Zwillingskräften<br />

von Anziehung und Abstoßung bewegt werden kann.“<br />

Noch in derselben Nacht erzeugte Cū¬ālā mit Hilfe ihrer magischen Kräfte<br />

einen entzückenden Lustgarten mit einem außerordentlich schönen Bett<br />

darin. Sie schuf einen jungen Mann, physisch sogar noch attraktiver als<br />

Śikhidhvaja. Dann erschien sie zusammen mit ihrem Liebhaber, sitzend auf<br />

dem Bett, in enger Umarmung.<br />

VI.1:108<br />

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