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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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fast völlig ausgetrocknet. Als Vāyu (der Wind) in ihren Mund eindrang, spuckte<br />

sie ihn wieder und wieder aus. Sie hatte ihre gesamte Lebensenergie in der<br />

Krone ihres Hauptes zusammengezogen und stand fest wie eine vollkommene<br />

Yogini. Als er sie betrachtete, stand Vāyu staunend und vor Bewunderung<br />

still. Er konnte nicht einmal mit ihr sprechen. Überzeugt davon, dass sie sich<br />

den höchsten Bußübungen unterzogen hatte, kehrte Vāyu unverzüglich zurück<br />

in den Himmel und berichtete Indra:<br />

„Höchster Herr, im JambÆdvīpa-Kontinent vollführt SÆcikā beispiellose<br />

Bußübungen. Nicht einmal den Wind lässt sie in ihren Mund eintreten! Um<br />

den Hunger zu überwinden, hat sie ihren Magen in solides Metall verwandelt.<br />

Bitte gehe sofort zu Brahmā, dem Schöpfer, um sie durch die Gewährung der<br />

gewünschten Gunst zufriedenzustellen. Andernfalls wird die Macht ihrer<br />

Bußübung uns alle verbrennen.“<br />

Daraufhin wandte Indra sich an Brahmā, der als Antwort auf sein Gebet sich<br />

dorthin begab, wo SÆcikā mit ihrer Buße beschäftigt war.<br />

SÆcikā war in der Zwischenzeit aufgrund ihrer Buße vollkommen rein geworden.<br />

Nur ihre beiden anderen Gestalten, nämlich ihr Schatten und das<br />

Feuer ihrer Askese, waren die Zeugen ihrer Buße. Sogar die Luft um sie herum<br />

und die Staubpartikel, die mit ihr in Berührung kamen, erlangten nur<br />

durch den Kontakt mit ihr die letztliche Befreiung! Nun hatte sie tatsächlich<br />

die direkte Erkenntnis der höchsten, unverursachten Ursache von Allem<br />

erreicht – durch bloße Erforschung ihres eigenen Geistes. Ganz gewiss ist die<br />

direkte Erforschung der Gedankenbewegungen im eigenen Bewusstsein der<br />

höchste Guru oder Lehrer, oh Rāma, und niemand sonst.<br />

Brahmā sprach zu ihr: „Frage nach einer Gunst“ (sie hörte dies nicht mit<br />

ihren Sinnesorganen, die sie nicht mehr besaß, sondern sie nahm diese Frage<br />

in sich selbst wahr). Als Antwort darauf begann sie, sich selbst zu erforschen:<br />

„Ich habe die Verwirklichung des Absoluten erlangt – in mir gibt es keine<br />

Zweifel oder Wünsche mehr. Was für einen Nutzen kann eine Gunst jetzt noch<br />

für mich haben? Als ich ein unwissendes Mädchen war, wurde ich vom Kobold<br />

meiner Wünsche verfolgt. Jetzt, durch Selbsterkenntnis, ist dieser Geist<br />

von mir gegangen.“<br />

Brahmā sagte: „Die ewige Weltordnung kann nicht ignoriert werden, oh Asketin.<br />

Und es ist diese, die bestimmt hat, dass du deinen früheren Körper<br />

wiedererlangen, eine lange Zeit glücklich leben und dann die Befreiung erhalten<br />

sollst. Du sollst daher ein erleuchtetes Leben führen, nur die Schlechten<br />

und Sündigen heimsuchen und nur wenig Schaden verursachen, und dies<br />

auch nur, um deinen natürlichen Hunger zu stillen.“ SÆcikā akzeptierte, was<br />

Brahmā gesagt hatte, und schon bald wuchs ihr Nadelkörper wieder zu dem<br />

alten, bergähnlichen Körper heran.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Obgleich sie ihre alte, dämonische Gestalt wiedererlangt hatte, verharrte<br />

KarkaÂī für eine beträchtliche Zeit im überbewussten Zustand, frei von allen<br />

III:76, 77<br />

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