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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.1:42<br />

Danach wurden die Substanzen (die Objekte der Welt), die den subtilen<br />

Energien des ātivāhika-Körpers entsprechen, erdacht und dann die verschiedenen<br />

Sinne (Sehen, Berühren, Hören, Schmecken und Riechen), die ihnen<br />

zugehörigen Objekte und die entsprechenden Erfahrungen geschaffen. Diese<br />

zusammen sind als purya«Âaka bekannt. In ihrem subtilen Zustand werden<br />

sie auch der ātivāhika-Körper genannt.<br />

Auf diese Art und Weise wurden alle diese Substanzen erzeugt, während<br />

doch in Wirklichkeit nichts erzeugt wurde. All diese sind nur scheinbare<br />

Modifikationen in dem einen unendlichen Bewusstsein. So wie Traumobjekte<br />

innerhalb von einem selbsterscheinen, so ist all dies nicht verschieden vom<br />

unendlichen Bewusstsein. Wie wenn man Objekte im Traum erblickt, so<br />

scheinen all diese ebenfalls zu objektiver Realität zu werden.<br />

Sobald die sie betreffende Wahrheit realisiert wiurd, leuchten alle diese Objekte<br />

als der Höchste Herr. Und sogar diese Aussage ist unwahr, denn sie sind<br />

niemals zu materiellen Substanzen oder Objekten geworden. Aufgrund der<br />

eigenen Ideenbildung, die sie als Substanzen betrachtet, welche man erfährt,<br />

erwerben sie den Anschein von Substantialität. Indem so eine Substantialität<br />

heraufbeschworen wird, sieht das Bewusstsein diese Substantialität auch.<br />

Durch solche Ideen wird es dann konditioniert und scheint zu leiden. Konditionierung<br />

bedeutet Sorge und Kummer. Die Konditionierung jedoch gründet<br />

sich auf Gedanken und Ideen (oder sinnliche und psychologische Erfahrungen).<br />

Die Wahrheit jedoch befindet sich jenseits solcher Erfahrungen und<br />

die Welt ist eine Erscheinung wie eine Fata Morgana! Worin besteht die psychologische<br />

Konditionierung, wer konditioniert was und wer wird durch<br />

diese Konditionierung konditioniert? Wer trinkt das Wasser der Fata Morgana?<br />

Wenn daher all dies zurückgewiesen wird, verbleibt als einziges die Realität,<br />

in der es keinerlei Konditionierung gibt und nichts konditioniert ist. Es<br />

mag dann als Sein oder Nicht-Sein dargestellt werden, aber es allein ist. Mentale<br />

Konditionierung ist illusorisches Nicht-Sein – wie ein Gespenst. Sobald es<br />

erlegt ist, hört auch die Illusion der Erschaffung auf. Wer diesen Ich-Sinn und<br />

diese Luftspiegelung namens Schöpfung für real hält, ist nicht bereit für die<br />

Unterweisung. Die Lehrer unterweisen nur Menschen, die mit Weisheit ausgestattet<br />

sind, nicht die Toren. Die letzteren heften ihre Zuversicht und Hoffnung<br />

auf die Welterscheinung – wie ein dummer Vater, der seine Tochter<br />

einem Manne zur Frau gibt, den er nur im Traum gesehen hat!<br />

Der HÖCHSTE HERR fuhr fort:<br />

Der jīva nimmt alle diese scheinbar seinen Körper bildenden Elemente in<br />

der Leere wahr, so wie die träumende Person in ihrer inneren Leerheit verschiedene<br />

Objekte wahrnimmt. Dies ist auch heute noch wahr; denn das<br />

kosmische Bewusstsein oder das kosmische Sein nimmt das Universum der<br />

Vielfalt in sich selbst so wahr, wie der Träumer die Vielfalt in sich selbst<br />

wahrnimmt.<br />

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