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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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Wer ist dieser Rudra und was ist die Bedeutung seiner fünf Gesichter, zehn<br />

Hände usw.?<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, man nennt ihn Rudra und er ist der Ich-Sinn. Er bewirkt die Störung<br />

des Gleichgewichts Seine Gestalt ist reiner Raum oder Leerheit. Er hat<br />

die Form von Raum und daher auch dieselbe Farbe wie Raum. Da er reines,<br />

unteilbares (wie Raum) Bewusstsein ist, nennt man ihn das Raum-Selbst<br />

(ākāÁa-ātmā). Da er das Selbst von allem und allgegenwärtig ist, nennt man<br />

ihn das große Selbst oder das höchste Selbst. Die fünf Sinne (des Wissens)<br />

sind seine Gesichter. Die fünf Handlungsorgane und ihre fünf Felder sind<br />

seine zehn Arme.<br />

Nur wenn das unendliche Bewusstsein seiner selbst gewahr wird, manifestiert<br />

sich diese Gestalt. Noch einmal: Diese Gestalt als Rudra ist sozusagen<br />

nur ein winziges Partikel des unendlichen Bewusstseins und existiert als<br />

solche nicht in Wirklichkeit. Die Gestalt ist nur eine illusorische Wahrnehmung.<br />

Er existiert als die Entfaltung oder Bewegung in cidākāÁa (unendliches Bewusstsein)<br />

und als die Luft sowohl im Raum der Schöpfung als auch in den<br />

Lebewesen (als der Lebensatem). Wenn dann im Laufe der Zeit all diese Bewegung<br />

an ihr Ende gelangt, erlangt er das vollkommene Gleichgewicht. Die<br />

drei guïas (satva, rajas und tamas), die drei Zeitperioden (Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft), die drei inneren Instrumente (citta, buddhi und<br />

ahaækāra), die drei Aspekte von AUM und die drei Veden bilden die drei<br />

Augen von Rudra. Die Dreiheit beinhaltet, dass er in seinen Händen die drei<br />

Welten trägt. Da er durch satva oder Güte erlangt wird und seine eigentliche<br />

Existenz zum Guten aller ist, wird er auch Śiva genannt. Wenn er den Zustand<br />

des höchsten Friedens erlangt, wird er Kriåïa genannt. Er ist es, der (als<br />

kalpanā, Vorstellungskraft) das gesamte Universum erschafft. Er trinkt den<br />

Ozean des kosmischen Seins und erlangt den höchsten Frieden.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Schließlich sah ich, wie dieser Rudra mit der Geschwindigkeit der Lebenskraft<br />

oder prāïa den kosmischen Ozean zu trinken begann. Die Wasser des<br />

kosmischen Ozeans ergossen sich in seinen Mund, in dem ein grosses grimmiges<br />

Feuer brannte. Dieser Rudra oder Ich-Sinn existiert im Innern des<br />

Ozeans (oder der Erde) als Feuer. Am Ende des Weltzyklus trinkt er dann den<br />

Ozean. Wahrhaftig ist dieser Ich-Sinn alles zu allen Zeiten!<br />

Zu dieser Zeit gab es in diesem reinen und unbegrenzten Raum nur vier<br />

Dinge: 1. Den schwarzfarbigen Rudra, der ohne Boden unter den Füßen und<br />

bewegungslos dastand, 2. Die ziemlich schlammige Erde als Heimstatt aller<br />

Welten, von der Unterwelt bis zum Himmel, 3. Der obere Teil der Schöpfung,<br />

der weit, weit entfernt und außer Sicht war, und 4. In diesen überall das reine<br />

Brahman oder unendliche Bewusstsein – alle verschiedenen Teile der Schöpfung<br />

durchdringend. Nichts sonst existierte.<br />

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