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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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gibt es keine Unterscheidung zwischen Bewusstsein und Leblosigkeit. Ich bin,<br />

und ich bin sogar die Idee: „Ich bin nicht“; sollte es etwas anderes geben,<br />

dann bin ich dies auch.<br />

Alle diese Universen scheinen im unendlichen Bewusstsein zu existieren,<br />

obgleich in ihm keine Erscheinung oder Getrenntheit möglich ist. Es ist so, als<br />

wünschte dieses Bewusstsein sich selbst zu sehen und so wird es zu seinem<br />

eigenen Spiegel, in dem es sich selbst ohne die geringste Absicht widerspiegelt.<br />

Auf diese Weise wird das reine Sein zu seiner eigenen, leblosen Reflexion<br />

– dem Universum. Das unendliche Bewusstsein kennt sich selbst als die Welt.<br />

In ihm tauchen sämtliche Substanzen und materiellen Schöpfungen auf; sie<br />

leuchten in ihm und sie werden in ihm absorbiert. Die ganze Welt ist ein<br />

Gemälde, während dieses Bewusstsein selbst die reine und farblose Farbe ist,<br />

mit der die Welt gemalt wurde. Die Objekte scheinen dabei der Schaffung und<br />

Zerstörung unterworfen zu sein. Bewusstsein jedoch ist ewiglich und unkonditioniert.<br />

Obgleich tausende von Welten in diesem Bewusstsein auftauchen,<br />

verbleibt es im Frieden, denn es gibt in ihm keinerlei Absicht zu erschaffen, so<br />

wie ein Spiegel von den in ihm auftauchenden Reflexionen unberührt bleibt.<br />

Dieses unendliche Bewusstsein ist die absichtslose und nicht-willentliche<br />

(Nicht)Ursache der Erscheinung dieser und der nächsten Welt. Sobald es<br />

seine Augen öffnet, erscheinen die Welten, und wenn es sie schließt, verschwinden<br />

die Welten.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Genau wie ich die Halluzination eines Kindes nicht wahrnehme, aber sie<br />

von diesem für wirklich gehalten wird, so gibt es in meinem Bewusstsein<br />

auch keine Schöpfung. Da die Formen, das Sehen und die Intelligenz, die sie<br />

erfasst, reines Bewusstsein sind, existiert nur dieses, nicht aber das Universum.<br />

Den Ich-Sinn nehme ich nicht wahr – ich erkenne dagegen die Existenz<br />

des reinen Bewusstseins oder des absoluten Friedens. Wisse, dass sogar diese<br />

meine Worte reines Bewusstsein sind und dieser Dialog im Feld deines eigenen,<br />

reinen Bewusstseins stattfindet.<br />

Der höchste Zustand ist das, worin kein Wunsch auftaucht. Der Weise, der<br />

wunschlos ist, funktioniert als wäre er aus Holz gemacht. Er erfährt im Innern<br />

reine Leerheit und im Außen reine Leerheit – für ihn ist die Welt wie ein<br />

hohles Schilfrohr. Derjenige, der nicht in diese Welt verliebt ist und dessen<br />

Herz sich allein am Höchsten Wesen erfreut, ist im Frieden und hat diesen<br />

Ozean des saæsāra überquert. Nachdem du Wünsche und latente Neigungen<br />

oder mentale Konditionierungen überwunden hast, sprich, was gesprochen<br />

werden muss, berühre, was berührt werden muss, koste, was gekostet werden<br />

muss, betrachte verschiedene Szenen und rieche verschiedene Düfte.<br />

Nur aufgrund des Erkennens der Substanzlosigkeit der Erfahrungsobjekte<br />

wird man von der Krankheit der Wünsche befreit. Das Auftauchen der Wünsche<br />

führt zu Kummer und das Aufhören der Wünsche zur höchsten Freude;<br />

und kein Kummer und keine Freuden in der Hölle oder im Himmel ist damit<br />

VI.2:36<br />

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