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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VASIåèHA fuhr fort:<br />

Nur das unendliche Bewusstsein erstrahlt als diese Welt hier. In Wirklichkeit<br />

jedoch gibt es weder eine Welt noch eine Leere noch überhaupt Bewusstsein.<br />

Nur soviel kann gesagt werden: Was man die Welt nennt, ist nicht das.<br />

Weil sie subtiler als sogar der Raum ist, erscheint sie als etwas anderes als sie<br />

ist.<br />

Zwischen „diesem“ und „jenem“ befindet sich der Körper des Bewusstseins<br />

und dieser Körper wird als Objekt der Wahrnehmung erfahren. Jedoch hat<br />

eine solche Schöpfung keinerlei Ursache – folglich gibt es auch keinen Grund<br />

für ihr Auftauchen. Wie kann man sagen, dass sie jetzt existiert? Daher liegt<br />

keinerlei Rechtfertigung dafür vor, von der Existenz eines äußeren Universums<br />

auszugehen – nicht einmal von einem Atom dieser Existenz! Falls hier<br />

etwas als das äußere Universum gesehen wird, dann ist dies ganz gewiss das<br />

unendliche Bewusstsein selbst. So wie eine schlafende Person in die Traumerfahrung<br />

hineinwandert, ohne dabei ihren Schlaf aufzugeben, so lässt auch<br />

dieses Bewusstsein, welches rein und unteilbar ist, in sich selbst die Idee des<br />

objektiven Universums auftauchen, ohne dabei jemals seine eigene, essenzielle<br />

Natur als Bewusstsein aufzugeben. Folglich gibt es keinerlei Materialität<br />

wie etwa die Erde usw. Die letztgültige Wahrheit ist, dass nur das eine unendliche<br />

Brahman als all dieses erstrahlt, unabhängig von dem Empfinden, dass<br />

man Formen oder auch keine Formen sieht. So wie der Träumer beim Aufwachen<br />

die Traumberge als reine Leerheit erkennt, so werden alle diese Formen<br />

als inexistent erkannt, sobald man erleuchtet ist.<br />

Diese Welt ist für die Erleuchteten das unteilbare und Höchste Brahman.<br />

Obgleich wir sehr intelligent sind, wissen wir nicht, was Nicht-Erleuchtung<br />

(Unwissenheit) ist! Zwischen „diesem“ und „jenem“ befindet sich die Masse<br />

des Bewusstseins, welches die essenzielle Natur aller Wesen ist. Dies ist der<br />

höchste Zustand des Selbst. Zwischen „diesem“ und „jenem“ befindet sich<br />

dieser unendliche Raum, welcher die Masse des Bewusstseins ist, in dem<br />

alles fest gegründet ist. Was auch immer diese Masse des Bewusstseins ist, ist<br />

allein all dies hier, und zwar wirklich und unwirklich zu ein und derselben<br />

Zeit. Form, Wahrnehmung und auch die dazugehörigen Konzepte, wie sie im<br />

Gemüt auftauchen, sind alle reines Bewusstsein wie Wellen auf dem Meer<br />

sind. Zwischen „diesem“ und „jenem“ befindet sich das unendliche Bewusstsein<br />

– wird dies ohne jeden Abstrich und ohne jede Veränderung als solches<br />

erkannt, dann wird gesehen, dass nur es ist und es keine Welt gibt. Dann<br />

werden sogar Anziehung und Abstoßung, Existenz und Nicht-Existenz zu<br />

seinen eigenen Gliedern, ohne die wahre Natur dieses Bewusstseins im geringsten<br />

zu beeinträchtigen. Zwischen beiden „Enden“ ist das reine Bewusstsein,<br />

während die „Enden“ nur Konzepte sind und nicht unabhängig von der<br />

Wirklichkeit, die die Mitte darstellt, existieren; darin besteht die essenzielle<br />

Natur des unendlichen Selbst oder Bewusstseins. Ein anderer Name für dieses<br />

Bewusstsein, welches zwischen „diesem“ und „jenem“ existiert, lautet<br />

„Welt“.<br />

VI.2:171<br />

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