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Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie

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8.2 Bedingte Erwartungen 169<br />

mit P[Y1 = ... = Yn =1 � �X = x]? Intuitiv sollte dies xn sein. Wir brauchen<br />

einen Begriff der bedingten Wahrscheinlichkeit, der auch für Ereignisse mit Wahrscheinlichkeit<br />

Null in konsistenter Weise unserer Intuition entspricht. Wir werden<br />

(im nächsten Abschnitt) sehen, dass dies im vorliegenden Beispiel mit Hilfe von<br />

Übergangskernen möglich ist. Zunächst aber betrachten wir die allgemeine Situation.<br />

Sei im Folgenden stets F ⊂ A eine Unter-σ-Algebra und X ∈L1 (Ω,A, P). In<br />

Anlehnung an Lemma 8.10 treffen wir die folgende Definition.<br />

Definition 8.11 (Bedingte Erwartung). Eine Zufallsvariable Y heißt bedingte<br />

Erwartung von X gegeben F, symbolisch E[X |F]:=Y , falls gilt:<br />

(i) Y ist F-messbar.<br />

(ii) Für jedes A ∈Fgilt E[X A] =E[Y A].<br />

Für B ∈Aheißt P[B |F]:=E[ B |F] die bedingte Wahrscheinlichkeit von B<br />

gegeben F.<br />

Satz 8.12. E[X |F] existiert und ist eindeutig (bis auf Gleichheit fast sicher).<br />

Da bedingte Erwartungen nur bis auf Gleichheit f.s. definiert sind, sind alle Gleichheiten<br />

mit bedingten Erwartungen immer nur als Gleichheiten f.s. zu verstehen, auch<br />

wenn nicht explizit darauf hingewiesen wird.<br />

Beweis. Eindeutigkeit. Seien Y und Y ′ Zufallsvariablen, die (i) und (ii) erfüllen.<br />

Setze A = {Y > Y ′ }∈F. Dann ist nach Bedingung (ii)<br />

0 = E[Y A] − E[Y ′ A] = E[(Y − Y ′ ) A].<br />

Wegen (Y − Y ′ ) A ≥ 0, ist dann P[A] =0, also Y ≤ Y ′ fast sicher. Analog folgt<br />

Y ≥ Y ′ fast sicher.<br />

Existenz. Seien X + = X ∨ 0 und X − = X + − X. Durch<br />

Q ± (A) :=E[X ± A] für jedes A ∈F,<br />

werden zwei endliche Maße auf (Ω,F) definiert. Offenbar ist Q ± ≪ P, also liefert<br />

der Satz von Radon-Nikodym (Korollar 7.34) die Existenz von Dichten Y ± , sodass<br />

Q ± �<br />

(A) = Y ± dP = E[Y ± A].<br />

A<br />

Setze nun Y = Y + − Y − . ✷<br />

Definition 8.13. Ist Y eine Zufallsvariable und X ∈ L 1 (P), sodefinieren wir<br />

E[X |Y ]:=E[X |σ(Y )].

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