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Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie

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9.3 Diskretes stochastisches Integral 193<br />

Bemerkung 9.38. Offenbar ist H ·X adaptiert an F. ✸<br />

Sei X ein (möglicherweise unfaires) Spiel, wobei Xn − Xn−1 den Spielgewinn pro<br />

Spielschein in der n-ten Runde bezeichnet. Wir interpretieren Hn als die Anzahl<br />

der Spielscheine, die für das n-te Spiel eingesetzt werden, und verstehen H als<br />

Spielstrategie. Offenbar muss die Entscheidung, wie groß Hn sein soll, zur Zeit<br />

n − 1, also vor der Bekanntgabe des Ergebnisses Xn fallen. Das heißt, H muss<br />

vorhersagbar sein.<br />

Ist nun X ein faires Spiel, also ein Martingal, und ist H lokal � beschränkt (das<br />

heißt, jedes Hn ist beschränkt), dann ist (wegen E[Xn+1 − Xn<br />

�Fn] =0)<br />

�<br />

E[(H ·X)n+1<br />

�Fn] =E[(H ·X)n + Hn+1(Xn+1 − Xn) � �Fn]<br />

�<br />

�Fn] =(H ·X)n + Hn+1 E[Xn+1 − Xn<br />

=(H ·X)n.<br />

Also ist H · X ein Martingal. Im folgenden Satz zeigen wir, dass auch die Umkehrung<br />

gilt, also X ein Martingal ist, wenn für hinreichend viele vorhersagbare<br />

Prozesse das stochastische Integral ein Martingal ist.<br />

Satz 9.39 (Stabilitätssatz für Stochastische Integrale).<br />

Sei (Xn)n∈N0 ein adaptierter, reeller stochastischer Prozess mit E[|X0|] < ∞.<br />

(i) X ist genau dann ein Martingal, wenn für jeden lokal beschränkten, vorhersagbaren<br />

Prozess H das stochastische Integral H ·X ein Martingal ist.<br />

(ii) X ist genau dann ein Submartingal (Supermartingal), wenn H ·X ein Submartingal<br />

(Supermartingal) ist für jedes beschränkte, vorhersagbare H ≥ 0.<br />

Beweis. (i) ” =⇒ “ Dies hat die obige Diskussion schon gezeigt.<br />

” ⇐= “ Wähle n0 ∈ N. Setze Hn = {n=n0}. Dannist(H ·X)n0−1 =0, also<br />

0 = E � � � � � �<br />

(H ·X)n0<br />

�Fn0−1 = E Xn0<br />

�Fn0−1 − Xn0−1.<br />

(ii) Dies geht analog wie in (i). ✷<br />

Der vorangehende Satz sagt uns insbesondere, dass wir keine (beschränkte) Spielstrategie<br />

finden können, die aus einem Martingal (oder schlimmer: einem Supermartingal)<br />

ein Submartingal machte. Genau dies wird einem aber natürlich durch<br />

diverse Aufforderungen zum so genannten ” Systemlotto“ und Ähnlichem nahe gelegt.<br />

Beispiel 9.40 (Petersburger Spiel). Wir führen Beispiel 9.14 fort (siehe auch Beispiel<br />

4.22). Setzen wir Xn := D1 + ...+ Dn für n ∈ N0, soistX ein Martingal.<br />

Die Spielstrategie Hn := 2 n−1 {D1=D2=...=Dn−1=−1} für n ∈ N und H0 =1ist

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