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Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie

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9 Martingale<br />

Einer der wichtigsten Begriffe der modernen <strong>Wahrscheinlichkeitstheorie</strong> ist das<br />

Martingal, das die Idee eines fairen Spiels (Xn)n∈N0 formalisiert. In diesem Kapitel<br />

wird der Begriffsapparat für die Beschreibung allgemeiner stochastischer Prozesse<br />

aufgebaut. Danach werden Martingale und das diskrete stochastische Integral<br />

eingeführt und auf ein Modell der Finanzmathematik angewandt.<br />

9.1 Prozesse, Filtrationen, Stoppzeiten<br />

Wir führen die grundlegenden technischen Begriffe für die Behandlung stochastischer<br />

Prozesse, darunter Martingale, ein. Um die Begriffe später in einem anderen<br />

Kontext weiter verwenden zu können, streben wir eine größere Allgemeinheit an als<br />

für die Behandlung von Martingalen notwendig wäre.<br />

Im Folgenden sei stets (E,τ) ein polnischer Raum mit Borel’scher σ-Algebra E.<br />

Weiter sei (Ω,F, P) ein W-Raum und I ⊂ R beliebig. Meistens interessieren uns<br />

die Fälle I = N0, I = Z, I =[0, ∞) und I ein Intervall.<br />

Definition 9.1 (Stochastischer Prozess). Sei I ⊂ R. Eine Familie von Zufallsvariablen<br />

X =(Xt, t∈ I) (auf (Ω,F, P)) mit Werten in (E,E) heißt stochastischer<br />

Prozess mit Zeitbereich I und Zustandsraum E.<br />

Bemerkung 9.2. Etwas allgemeiner werden manchmal auch beliebig indizierte Familien<br />

von Zufallsvariablen stochastischer Prozess genannt. Beispielsweise ist dies<br />

beim Poisson’schen Punktprozess aus Kapitel 24 der Fall. ✸<br />

Bemerkung 9.3. Oftmals werden wir (gewissen Traditionen folgend) einen stochastischen<br />

Prozess auch als X =(Xt)t∈I schreiben, wenn wir weniger den Aspekt<br />

betonen wollen, dass X eine Familie von Zufallsvariablen ist, sondern den zeitlichen<br />

Verlauf der Beobachtungen stärker gewichten. Formal sollen beide Objekte<br />

identisch sein. ✸<br />

Beispiel 9.4. Sei I = N0 und (Yn, n∈ N) eine Familie von u.i.v. Zufallsvariablen<br />

auf einem W-Raum (Ω,F, P), mit P[Yn =1]=1− P[Yn = −1] = 1<br />

2 . Setze

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